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Deutscher Baukonzern Bilfinger vorm Abverkauf - Strabag ...

Der kriselnde Traditionskonzern Bilfinger steht vor einer Zerschlagung. Das Mannheimer Unternehmen kündigte überraschend am Mittwochabend an, einen Verkauf der Sparte Bau- und Immobilienmanagement "ergebnisoffen" zu prüfen, da es schon mehrere Angebote potenzieller Käufer gebe. Bilfinger-Chef Per Utnegaard sorgte für Erstaunen.

Denn damit würde der angeschlagenen Bau- und Dienstleistungskonzern mit ehemals vier Sparten die Ertragsperle Building and Facility abstoßen und sich auf Industriedienste beschränken. Unternehmenskenner vermuten, dass Hauptaktionär Cevian die treibende Kraft der Initiative ist, denn die Anlage des 2011 eingestiegenen Finanzinvestors ist wegen der schweren Krise bei Bilfinger tief im Minus.

"Der Traditionskonzern Bilfinger käme mit dem Verkauf einer Zerschlagung näher und würde der Geschichte angehören", sagte Branchenexperte Klaus Raps, der bis Ende 2012 im Vorstand von Bilfinger für die Bau- und Immobiliensparte (heute Building and Facility) verantwortlich war. Er war ausgeschieden, weil er nicht mit der Strategie des 2014 über die Krise gestürzten Vorstandschefs Roland Koch, dem früheren Ministerpräsident Hessens, einverstanden war. Aus dem traditionellen Baugeschäft stieg Bilfinger seit Anfang des Jahrtausends aus, um sich auf die profitableren Ingenieurdienste zu konzentrieren. Aber der Einbruch des Kraftwerksgeschäfts im Zuge der Energiewende, sinkende Aufträge von Kunden in der Öl- und Chemieindustrie, wie auch eigene Managementfehler rissen Bilfinger tief in die roten Zahlen. Für 2015 rechnet Utnegaard mit einem Rekordverlust nach Steuern von über einer halben Milliarde Euro.

Nun soll bereits die Krisensparte Power, das Geschäft mit Bau und Sanierung von Kraftwerken und Rohrleitungen, abgestoßen werden. Auch das Geschäft mit Wassertechnologie steht zur Disposition und könnte zwei Insidern zufolge für 200 Mio. Euro an den Finanzinvestor Triton gehen. Die Möglichkeit eines Verkaufs auch von Building and Facility, die Sparte macht mit rund 2,4 Mrd. Euro etwa die Hälfte des Konzernumsatzes aus, sorgte in Kreisen des Aufsichtsrates für Unmut. "Es handelt sich um ein Herzstück des Konzerns. Wenn es so kommt, kann man schon von der Zerschlagung eines Traditionskonzerns sprechen", sagte ein Insider. Dann bleibe von Bilfinger nur das Geschäft mit Industrieservices übrig. Utnegaard sei noch immer eine schlüssige Gesamtstrategie schuldig geblieben.

An der Börse kam der Plan dagegen gut an. Der mögliche Verkauf schüre die Hoffnung, "dass Bilfingers Einzelteile einen höheren Wert haben als die aktuelle Marktkapitalisierung", schrieb DZ-Bank-Analyst Thorsten Reigber. Die seit 2014 gerupfte Aktie setzte sich mit einem Plus von bis zu drei Prozent auf über 41 Euro an die Spitze des MDax.

Das kommt auch dem schwedischen Finanzinvestor Cevian, der 25,6 Prozent an Bilfinger hält, zugute. Er führt mit dem bekannten Manager Eckhard Cordes den Aufsichtsrat und setzte den neuen Vorstandschef Utnegaard ein. Cevian hat nach Reuters-Berechnung gut 640 Mio. Euro für seine Beteiligung ausgegeben, die zuletzt noch rund 470 Mio. Euro wert war. Finanzinvestoren versuchen in der Regel, ihre Anlagen innerhalb einiger Jahre zu versilbern. "Die Vermutung liegt nahe, dass Cevians Wunsch auf einen Ertrag aus dem Bilfinger-Investment ein Grund ist", hieß es in Aufsichtsratskreisen weiter. Auch Ex-Bilfinger-Manager Raps hält das für plausibel. "Cevian braucht einen Erfolg seiner Investition. Der Verkauf von Unternehmensteilen führt am schnellsten zu einem Mittelzufluss", erklärte er. Cevian und Bilfinger wollten sich nicht äußern.

Als potenzielle Käufer dürften die Konkurrenten Strabag und Wisag ausscheiden, sagte Raps. Nach Bilfinger sind sie die Nummer zwei und drei am Markt für Gebäudedienstleistungen in Deutschland, deshalb gebe es kartellrechtlich hohe Hürden. Nach seiner Einschätzung könnte vielmehr ein Finanzinvestor oder ein Immobilienmanager aus dem Ausland an einem höheren Marktanteil in Europa interessiert sein. Ein großer internationaler Anbieter ist der US-Mischkonzern Johnson Controls.

(APA)

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