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Serie 25 Jahre ATX: 2006 - Erste Group und Raiffeisen Bank kaufen groß zu

Niemand hätte Lance Armstrong 2005 zum 7. Mal in Folge den Gesamtsieg bei der Tour de France zugetraut - genauso erging es dem ATX. Der Wiener Leitindex absolvierte erneut ein positives Jahr, das fünfte in der Reihe - mit einem satten Plus von 50,82%. In Punkten war dies der bislang höchste Jahresgewinn in der Geschichte: plus 1235,65 auf 3667,03. Den Vogel im damals 21 Titel umfassenden ATX schoss die damalige betandwin, ab. Die Aktie hat sich mehr als versechsfacht.

Die Handelsvolumina am Wiener Markt kletterten weiter nach oben: Wurden 2004 an einem durchschnittlichen Tag Aktien im Gegenwert von ca. 160 Mio. Euro umgesetzt, so waren es 2005 bereits 299 Mio. Euro.

Die Osteuropa-Fantasie des Marktes und der Unternehmen war die treibende Kraft. Wo CEE draufstand, waren Kursgewinne vorprogrammiert. Nicht nur das IPO von Raiffeisen International, das 22-fach überzeichnet war und den Anlegern bis Jahresende Kursgewinne von rund 70% brachte, sondern auch viele Kapitalerhöhungen standen unter diesem Motto.

Und nicht nur bei Kapitalerhöhungen war richtig viel los in diesem 2005er Jahr, auch bei IPOs herrschte - rückblickend - fast ein Gedränge. Insgesamt hatten Kapitalerhöhungen und IPOs ein Volumen von 6,5 Mrd. Euro. Ein Großteil davon entfiel auf die zahlreichen Transaktionen österreichi­scher Immobilien-Gesellschaften, allen voran Meinl European Land (heute Atrium), die mit drei Kapitalerhöhungen 1,16 Mrd. Euro in die Kassen gespült hat. Immoeast und Immofinanz holten sich 1,7 Mrd. Euro von den Anlegern ab. Rund 70% der 5,1 Mrd. Euro aus Kapital­­erhöhungen entfielen auf Immo-Gesellschaften.

Frisches Blut für die Börse kam nicht nur von Raiffeisen, sondern auch von SkyEurope, Century Casinos, Eco Business Immobilien, HTP High Tech Plastics und Intercell. Intercell (heute Valneva) kündigte damals übrigens an, 2008 erstmals Gewinne schreiben zu wollen. Wie wir heute wissen, wird sich das noch nach hinten verschieben ...

Zur Jubelstimmung und den steigenden Bewertungen an den Börsen passte auch die rege Aktivi­tät am M&A-Markt: Raiffeisen verleibte sich schon wenige Monate nach dem Börsegang mit der Aval Bank das zweitgrößte Finanzinstitut der Ukraine ein. Die OMV und ihr Kernaktionär IPIC schluckten den Kunststoffproduzenten Borealis zur Gänze, und die Telekom Austria tätigte mit der Übernahme der bulgarischen Mobiltel ihre bislang größte Auslandsakquisition.

Und AUA-Chef Vagn Sorensen kündigte an, seinen Vertrag aus privaten Gründen 2006 aus­laufen zu lassen. „Eine Lufthansa-Beteiligung könnte für die weitere Entwicklung der AUA eine gute Unter­stützung sein“, meinte er damals. Wie wir wissen, hat das dann auch noch einige Jahre gedauert ...

(red)

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