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Amag-CFO Gerald Mayer: "3D Druck mit Aluminium bietet durchaus Chancen für uns als Vormateriallieferant"

Börse Express: Ihr größtes Anliegen an die neue Bundesregierung für den Wirtschaftsstandort Österreich…

GERALD MAYER: Konsequente Umsetzung der längst notwendigen Reformen. Dazu zählt insbesondere eine nachhaltige Effizienzsteigerung in der Verwaltung in Österreich.

Börse Express: Und aus Ihrer subjektiven Unternehmenssicht?

GERALD MAYER: Unser Standort Ranshofen liegt zwar nicht im Zentrum von Österreich, jedoch sehr zentral in Bezug auf zahlreiche Produktionsstätten unserer europäischen Kunden. Um wettbewerbsfähig zu bleiben ist eine leistungsfähige Anbindung an die internationalen Verkehrswege von besonderer Bedeutung. Schnelle Datenverbindungen sind vor allem hinsichtlich Industrie 4.0 und den steigenden Kundenanforderungen eine wesentliche Voraussetzung für nachhaltigen Geschäftserfolg. Eine effiziente Verwaltung und damit Einsparung auf der Ausgabenseite sowie eine Reduktion der Lohnnebenkosten wären für Industrie und Wirtschaft von Vorteil.

Börse Express: Ihr Konzern ist regional breit aufgestellt. Wie beurteilen Sie den Zustand der Weltwirtschaft?

GERALD MAYER: Generell sehr positiv. Wir sehen Wirtschaftswachstum in allen Weltregionen. Für den Aluminiummarkt ist vor allem der Leichtbau und der zunehmende Einsatz von Aluminium in vielen Bereichen des täglichen Lebens ein Treiber für Wachstumsraten, die über dem allgemeinen Wirtschaftswachstum liegen.

Börse Express: Was heißt das für Ihren mittelfristigen Zinsausblick und in der Folge für die längerfristige Refinanzierungsstruktur des Konzerns – an welchen Stellschrauben kann da noch gedreht werden?

GERALD MAYER: Wir konnten die organischen Wachstumsprojekte langfristig zu günstigen Konditionen finanzieren. Kurzfristig sind keine größeren Finanzierungsmaßnahmen geplant. Zusammengefasst erwarte ich auch zukünftig ein stabiles Zinsenergebnis der AMAG.

Börse Express: Welche Finanzziele verfolgen Sie im Konzern an sich?

GERALD MAYER: Unser strategisches Ziel ist profitables Wachstum. Im Zuge unserer großen Erweiterungsinvestitionen der letzten Jahre, konzentrieren wir uns nun voll auf den Hochlauf der Produktion. Wesentliche finanzielle Ziele in diesem Zusammenhang sind die Steigerung der Produktivität sowie des Ergebnisses pro Tonne verkauftem Produkt.

Börse Express: Was zeichnet Sie als CFO aus? Woran erkennt man Ihre Handschrift?

GERALD MAYER: Das müssten Sie eigentlich meine Kollegen fragen. Ich würde sagen ich bin geradlinig, kann meine Gegenüber in der Regel recht gut einschätzen und bin entscheidungsstark mit einem Blick fürs Wesentliche.

Börse Express: Mit Blick auf Digitalisierung, 3D-Druck etc. – wie sieht es hier mit der Gefahr völlig neuer Wettbewerber aus und wo sehen Sie die Chancen darin für Ihr Unternehmen?

GERALD MAYER: Wir arbeiten seit Jahren an der Digitalisierung und sehen die Entwicklung klar als Chance. Unsere Schwerpunkte sind Simulationen der gesamten Wertschöpfungskette sowie die Automatisierung und Vernetzung unserer Anlagen. Im Vordergrund steht dabei die kontinuierliche Steigerung des Kundennutzens. Alternative Produktionstechnologien haben wir unter Beobachtung. 3D Druck mit Aluminium bietet durchaus Chancen für uns als Vormateriallieferant.

Börse Express: Dieser Digitalisierungstrend erfordert wahrscheinlich von Arbeitnehmern neue Qualifikationen. Wo bekommen Sie Ihre Mitarbeiter für diesen Bereich her? Sprich, sind solche Mitarbeiter in Österreich zu finden, oder müssen Sie sich da im Ausland umsehen?

GERALD MAYER: Die Bedienung einer hochautomatisierten Anlage mit einem Wert von vielen Millionen Euro erfordert Verantwortungsbewusstsein und ein gutes technisches Verständnis. Wir haben in der AMAG dazu ein spezielles Ausbildungsprogramm für unsere Mitarbeiter aufgesetzt um sie für diese Aufgaben zu qualifizieren. Beim Recruiting setzen wir als Leitbetrieb in der Region auf unser unmittelbares Umfeld im Grenzgebiet zu Bayern sowie auf hochqualifizierte Experten vornehmlich von österreichischen Universitäten wie beispielsweise der Montanuniversität Leoben aufgrund ihrer klaren Schwerpunkts im Bereich der Werkstoffe und des Recyclings.

Börse Express: Wie sieht Ihr Stressabbau aus?

GERALD MAYER: Stressabbau gelingt mir am besten im Kreis meiner Familie und mit Freunden. Leider bleibt dafür oftmals nur wenig Zeit.

Börse Express: Ein kurzer Word-Rap bitte:

Soziale Medien sind für mich…

… einer von vielen Kommunikationskanälen, mit stark wachsender Bedeutung.

Meine Nachrichten beziehe ich von/via…

…diversen Medien, in der Regel aber online.

Buch oder Kindle?

Buch.

Sparbuch oder Aktie?

… die Mischung in der Veranlagung macht es aus …

Börse Express: Die Unternehmensentwicklung zeigte bei Ihnen zuletzt klar nach oben, was sich auch im Aktienkurs niederschlug. Profitieren Sie davon auch selbst und wie stehen Sie an sich zur Aktie – oder ist diese für Sie ein reines Refinanzierungsinstrument?

GERALD MAYER: Auch ich habe beim IPO der AMAG Aktien erworben und habe damit wie alle anderen Aktionäre auch an der positiven Entwicklung des Unternehmens partizipiert. Für die AMAG war der Gang an die Börse ein sehr wichtiger Schritt in der Unternehmensentwicklung. Ein Zweck war natürlich die Refinanzierung, strategisch wichtiger aus meiner Sicht der Erhalt der Unabhängigkeit. Wesentlicher Zusatznutzen ist, dass sich die öffentliche Wahrnehmung der AMAG deutlich verbessert hat, was beispielsweise bei der Rekrutierung von Mitarbeitern vorteilhaft ist aber auch bei unseren Kunden Anerkennung findet.

Börse Express: Was ist auf Roadshows die am häufigsten an Sie gestellte Frage?

GERALD MAYER: Wann erhöht sich der Free-Float?

Börse Express: Und was antworten Sie darauf?

GERALD MAYER: Es ist klar, dass für Investoren ein höherer Freefloat wünschenswert wäre. Eine nachhaltige Eigentümerschaft, die noch dazu die Strategie voll unterstützt, ist jedoch ein wesentliches Asset der AMAG.

Börse Express: Sie feierten heuer Ihr 10. Jahr als CFO bei der Amag. Worauf sind Sie da rückblickend besonders stolz – und was hätten Sie mit dem heutigen Wissen vielleicht anders gemacht?

GERALD MAYER: Es ist ein Privileg, dass ich die Entwicklung der AMAG in den letzten 10 Jahren mitgestalten durfte. Die wesentlichen Highlights sind die Sicherstellung der Selbständigkeit der AMAG mit dem Gang an die Wiener Börse sowie zwei erfolgreiche Erweiterungsprojekte der AMAG am Standort in Ranshofen.

Börse Express: Rein aus der Sicht eines Amag-Aktionärs. Was spricht für bzw. gegen CETA? Oder wäre das für den Konzern zahlenseitig ein Null-Event?

GERALD MAYER: Aus AMAG Sicht sehe ich eigentlich nur Vorteile. Wir betreiben eine Elektrolyse in Kanada. Die Zollbelastung im Zusammenhang mit Einfuhren nach Europa entfällt dadurch.

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