Aktien Frankfurt: US-Notenbankchef lässt Wochenplus schrumpfen
FRANKFURT (dpa-AFX) - Wieder entfachte Zinsbedenken haben den Dax
am Freitag erst einmal von seiner Erfolgsspur
abgebracht. Der Leitindex, der am Vortag seinen höchsten Stand seit
Mitte Oktober auf 15 364 Punkte erhöht hatte, fiel am Nachmittag um
0,60 Prozent auf 15 260,70 Punkte. Er reduzierte damit seinen
Wochengewinn auf etwa ein halbes Prozent. Dennoch würde er so an
seine besonders starke Vorwoche anknüpfen.
Der MDax gab am Freitag deutlich stärker um 2,11
Prozent auf 25 275,34 Zähler nach, er war aber in den vergangenen
Tagen im Vergleich zum Dax auch deutlicher gestiegen. Für den
Eurozonen-Index EuroStoxx 50 ging es am Nachmittag um
0,6 Prozent bergab. An den Börsen in New York zeichnete sich nach
der Vortagsschwäche allerdings eine moderate Erholung ab.
Aussagen von US-Notenbankpräsident Jerome Powell hatten am Vorabend
bereits die US-Börsen belastet. Demnach ist die Federal Reserve
(Fed) nicht völlig davon überzeugt, die Geldpolitik ausreichend
gestrafft zu haben. Powell versicherte, man werde nicht zögern, die
Zinsen nochmal anzuheben, wenn es sich als angemessen erweisen
sollte. Auch eine schwache Nachfrage nach 30-jährigen
US-Staatsanleihen galt im US-Handel als Schlüsselthema.
Laut dem Marktbeobachter Christian Henke vom Broker IG ist die
Kursentwicklung am Freitag "ein empfindlicher Dämpfer für die
derzeitige November-Rally". Laut der LBBW befeuerten
Wirtschaftsdaten aus den USA zuletzt die Spekulation auf eine
Zinswende, Offizielle aus dem Umfeld der Fed hielten aber neuerdings
dagegen. Nach der Powell-Rede laute am Markt die Devise, Risiko
herauszunehmen, hieß es von der Commerzbank.
Die Berichtssaison deutscher Aktiengesellschaften lief am Freitag
mit den Zahlen der Allianz weiter. Die Titel des
Versicherers stiegen um 1,6 Prozent und halfen damit auch einigen
anderen Sektorwerten wie Munich Re . Schwere Unwetter
hatten der Allianz im dritten Quartal zwar einen Gewinneinbruch
eingebrockt, den Analysten allerdings noch deutlicher befürchtet
hatten. Kamran Hossain von JPMorgan wertete die Resultate als stark,
genauso wie die Kapitalausstattung.
In dem schwächeren Marktumfeld dominierten ansonsten negative
Kursreaktionen. Bechtle gehörten mit minus 5,5
Prozent zu den relativ großen Verlierern. Laut dem Analyst Yannik
Siering vom Investmenthaus Stifel verfehlte der Umsatz des
IT-Dienstleisters die Erwartungen. Ein Börsianer sprach von
Anzeichen einer weiterhin lahmen Nachfrage nach IT-Produkten.
Bei Aktien aus dem Konzerngefüge von United Internet
war es kein Treiber, dass der Mutterkonzern dank einer guten
Entwicklung der Webhosting-Tochter Ionos künftig mehr
Gewinn wittert. Die beiden Aktien sowie jene der Mobilfunktochter
1&1 fielen um bis zu 2,3 Prozent. Beim operativen
Ergebnis im dritten Quartal hatten alle drei die Erwartungen am
Markt verfehlt.
Noch schlechter sah es für Jungheinrich aus mit einem
Rücksetzer um 6,5 Prozent. Moniert wurde hier die
Auftragsentwicklung. Besser dagegen erging es Varta
mit einer Erholung um 7,7 Prozent. Gut an kam hier, dass sich der
kriselnde Batteriekonzern nach einem ordentlichen dritten Quartal in
der Spur zu seinen Jahreszielen sieht.
Branchenseitig unter Druck standen Unternehmen, die mit Wasserstoff
ihr Geld verdienen. Der Brennstoffzellen-Spezialist Plug Power
aus den USA warnte im Zuge seines Quartalsberichts
vor Lieferproblemen und Liquiditätsabflüssen. Dies wirkte sich auch
bei deutschen Sektorwerten negativ aus: Thyssenkrupp Nucera
und SFC Energy sackten um bis zu 4,7
Prozent ab.
Der Kurs des Euro hat sich mit zuletzt gezahlten
1,0688 Euro stabilisiert. Die Europäische Zentralbank hatte den
Referenzkurs am Donnerstag auf 1,0691 Dollar festgelegt.
Am deutschen Anleihemarkt stieg die Umlaufrendite von 2,66 Prozent
am Vortag auf 2,73 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel
um 0,44 Prozent auf 124,12 Punkte. Der Bund-Future
legte um 0,10 Prozent auf 129,92 Zähler zu./tih/jha/