Aktien Frankfurt: Dax setzt Rekordjagd fort - Anleger warten auf US-Inflation
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Dienstag gleich
seine nächsten Rekordstände nachgeschoben. Auf bis zu 16 837 Punkte
schraubte der Leitindex seine Bestmarke nach oben. Damit rückte die
runde 17 000er-Marke nochmals einen Schritt näher. Allerdings
blieben die Anleger vorsichtig, denn kurz vor den anstehenden
Zinsentscheiden blicken sie am Dienstag gespannt auf die
US-Verbraucherpreise.
Zuletzt stand der Dax daher knapp mit 0,05 Prozent im Minus bei 16
786,47 Zählern. Die Jahresendrally seit dem Tief im Oktober beläuft
sich mittlerweile auf fast 15 Prozent. 2023 hat der Dax bislang
sogar 20,5 Prozent gewonnen. Der MDax hat
diesbezüglich Aufholbedarf, er legte am Dienstag zuletzt noch knapp
auf 26 654,56 Zähler zu. Der Eurozonen-Index EuroStoxx
kam auf ein Plus von 0,1 Prozent.
"Der Dax steigt aktuell von Hoch zu Hoch", sagte der Chartexperte
Martin Utschneider von der Finanzethos GmbH. Im Blick stand am
Dienstag, dass
sich die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten im Dezember
den fünften Monat in Folge verbessert haben. Utschneider rät aber
weiterhin dazu, Absicherungen nachzuziehen, denn durch die zuletzt
starke Entwicklung sei die Fallhöhe für den Dax größer geworden.
Die US-Verbraucherpreise könnten Signalwirkung für den
geldpolitischen Kurs der US-Notenbank Fed haben. Das Interesse gilt
der Frage, ob sich die jüngste Abkühlung der Inflation im November
fortgesetzt hat. Die Landesbank Helaba verweist auf die
Kerninflation, die zwar auch ihren Zenit überwunden habe, aber "auf
einem für Fed inakzeptabel hohen Niveau" bleibe. Dies könne die
zuletzt größer gewordenen Zinssenkungserwartungen auf die Probe
stellen.
Unternehmensseitig waren die Blicke nach der Veröffentlichung von
Geschäftsjahreszahlen auf Carl Zeiss Meditec
gerichtet. Die Resultate überzeugten zwar nicht, aber der Ausblick
fiel Händlern zufolge besser als zuletzt befürchtet aus. Die Aktien
setzten daher ihre Erholung mit neuem Schwung fort, indem sie um 8,7
Prozent anzogen. Sie erreichten das höchste Niveau seit vier
Monaten.
Auch von Hannover Rück gab es am Morgen anlässlich
eines Investorentags Aussagen zum Ausblick, die mit einem Anstieg um
1,3 Prozent gut an kamen. Der Rückversicherer erwartet für 2024
einen Konzerngewinn von mindestens 2,1 Milliarden Euro und liegt
damit überraschend nahe am Konsens. Laut dem Jefferies-Experten
Philip Kett ist dies ungewöhnlich, denn eigentlich sei der Markt von
Hannover Rück besonders konservative Ziele gewohnt.
Ein herber Kursrutsch bei Oracle wegen eines
enttäuschenden zweiten Geschäftsquartals ließ die Anleger des
deutschen Konkurrenten SAP am Dienstag eher kalt. Am
Markt hieß es, Oracle habe in einem Bereich enttäuscht, der für SAP
wenig bedeutend sei. Der Technologiesektor, dem SAP zugerechnet
wird, schlug sich am Dienstag mit Rückenwind von der US-Börse Nasdaq
insgesamt relativ gut.
Dies zeigte sich besonders stark an den Titeln von Aixtron
, die als zweitbester MDax-Wert um sechs Prozent
anzogen und den höchsten Stand seit 22 Jahren erreichten. Die
Investmentbank Oddo BHF verspricht mit einem 50-Euro-Kursziel noch
etwa 30 Prozent an Kurspotenzial. Laut dem Analysten Martin
Marandon-Carlhian wird das Wachstum des Maschinenbauers
unterschätzt.
Schwäche zeigten im Dax vor allem die MTU-Aktien, die
am Dienstag um bis zu 6,6 Prozent eingeknickt waren, ihren Abschlag
dann aber auf 2,5 Prozent beschränkten. Das Thema Triebwerkprobleme
des US-Partners Pratt & Whitney wurde nach einem Medienbericht
wieder heiß diskutiert. Darin hieß es, die US-Luftfahrtbehörde FAA
plane neue Instandhaltungsvorschriften.
Ein weiterer Dax-Verlierer waren die 2,2 Prozent schwächeren Aktien
der Merck KGaA nach einer Abstufung durch die
französische Investmentbank Exane BNP Paribas. Der Misserfolg mit
dem Multiple-Sklerose-Wirkstoff Evobrutinib sei ein schwerer Schlag
für die Healthcare-Aussichten, argumentierte Analyst Gary Steventon
für die Abstufung auf "Neutral"./tih/stk