FRANKFURT (dpa-AFX) - Im Jahr 2023 lief es für den MDax
wieder deutlich besser als im sehr schwachen Jahr
davor. Der Index der mittelgroßen Werte stieg um 8,0 Prozent auf gut
27 137 Punkte. Investoren hoffen, dass die Notenbanken der USA und
der Eurozone ihren Kampf gegen die hohe Inflation gewonnen haben und
schon bald die Zinsen wieder senken können. Mit dieser Hoffnung
wichen auch Konjunktursorgen.
Die größten MDax-Gewinner und -Verlierer des Jahres im Überblick:
1. Redcare Pharmacy +198,4 Prozent - Der vormals
unter Shop Apotheke firmierende Konzern profitiert von der
Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens. So sollen
elektronische Rezepte nach langen Verzögerungen 2024 den Durchbruch
schaffen und zum Standard für Millionen Patientinnen und Patienten
werden. Vom 1. Januar an müssen alle Praxen
Medikamenten-Verschreibungen digital ausstellen können, die dann auf
mehreren Wegen einzulösen sind.
2. TAG Immobilien +118,3 Prozent - Das Ringen der
Notenbanken gegen die hohe Inflation und damit gestiegene Zinsen
hatten 2022 bei dem Immobilienkonzern für einen Kursverlust von rund
drei Viertel gesorgt, der trotz des guten Laufs 2023 noch lange
nicht aufgeholt ist. Höhere Zinsen sorgen dafür, dass Baukosten
steigen, die Refinanzierung teurer wird und bei Bestandsverkäufen
eigene Preisvorstellungen schwerer durchzusetzen sind. In der Folge
sinken dann auch die Bewertungen der Immobilien in den Bilanzen der
Unternehmen. Inzwischen besserten sich die Zinsaussichten zum
Positiven, schrieb Analyst Jonathan Kownator von Goldman Sachs
jüngst in einem Branchenausblick. Ab dem zweiten Quartal rechne die
US-Bank in Europa mit Zinssenkungen.
3. Hochtief +90,4 Prozent - Der Baukonzern profitiert
von Infrastrukturprojekten in vielen Regionen der Welt. Während in
Nordamerika zuletzt vor allem die Bereiche Industrie, Verkehr und
Sportstätten zulegten, steuerten bei der australischen Tochter Cimic
alle Bau- und Dienstleistungsgeschäfte zum Erlösplus bei. Und auch
die Geschäfte des spanischen Autobahnbetreibers Abertis
, an dem Hochtief rund 20 Prozent hält, liefen zuletzt
deutlich besser.
48. Lanxess -24,8 Prozent - Wie die gesamte
Chemiebranche bekamen auch die Kölner eine schwache Nachfrage aus
nahezu sämtlichen Industrien zu spüren. Viele Kunden hatten sich
wegen angespannter Lieferketten während der Corona-Jahre ihre Lager
angefüllt und bauten ihre überzähligen Lagerbestände nun erst einmal
ab. Hinzu kam eine schwache Konsumstimmung, die auf vielen Branchen
lastete, sowie die Krise der chinesischen Immobilienwirtschaft,
einem viele Jahre wichtigen Abnehmer aller möglichen Chemieprodukte
von Dämmstoffen und Farben bis hin zu Betonzusätzen.
Zwischenzeitlich hatten sich Analysten auch besorgt gezeigt, Lanxess
könnte eine Kapitalerhöhung benötigen. Diese Sorgen konnte das
Unternehmen zunächst zerstreuen.
49. Hellofresh -30,3 Prozent - Mit einem Minus von
fast 70 Prozent waren die Aktien bereits 2022 unter den größten
MDax-Verlierern, 2023 lief es nicht besser. In der Corona-Pandemie
war der Kochboxenlieferant noch zu einem Liebling der Anleger
avanciert. Restaurants waren geschlossen, die Menschen kochten
häufiger selbst und ließen sich die Zutaten direkt nach Hause
liefern. Diese Zeiten sind mittlerweile vorbei. Von den
Corona-Kursgewinnen auf bis zu 97,50 Euro im November 2021 ist kaum
noch etwas übrig. 2023 gab es zwar einen Erholungsversuch bis auf
gut 34 Euro im September, seither ging es aber wieder abwärts -
nochmals beschleunigt im November. Da musste das Management den
Jahresausblick auch wegen Problemen im wichtigen US-Markt senken.
50. Delivery Hero -44,2 Prozent - Auch Delivery Hero
war einer der großen Gewinner der Corona-Pandemie, der an der Börse
mittlerweile auf dem Boden der Nach-Corona-Tatsachen gelandet ist.
2022 war es für den Kurs bereits um 54 Prozent nach unten gegangen.
Dass das Management im November trotz Konsumflaute etwas
optimistischer für die Entwicklung des Bruttowarenwertes 2023 wurde,
half den Papieren nur vorübergehend. Zuletzt trübten Berichte über
Gegenwind in Südkorea wieder die Stimmung. Analyst Jo Barnet-Lamb
von der Schweizer Bank UBS hatte in einer Studie auf mögliche
Probleme auf dem südkoreanischen Markt aufmerksam gemacht: Die
Plattform Asia News Network hatte von politischen Bestrebungen in
Südkorea zur Eindämmung der Marktmacht großer Internetanbieter
berichtet./mis/ajx/stk