Aktien Europa: Abwartendes Geschäft vor Taktgebern aus den USA
PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Börsen haben am Mittwoch
erneut abwartend tendiert. Vor dem Protokoll der US-Notenbank am
Abend und den Zahlen des Technologieschwergewichts Nvidia
übten sich die Anleger überwiegend in Zurückhaltung.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann zwar 0,4
Prozent auf 4779,31 Punkte, doch der Stoxx 50 sank im gleichen Maß.
Auch bei den großen Länderbörsen war die Entwicklung gegenläufig.
Für den französischen Cac 40 ging es zwar um 0,29
Prozent auf 7818,02 Punkte nach oben, doch der britische FTSE 100
fiel um 0,82 Prozent auf 7655,82 Punkte.
Die nachbörslich anstehenden Zahlen des US-Halbleiterkonzerns Nvidia
könnten richtungsweisend sein. "Heute Abend könnte es spannend und
für die künftige Entwicklung an den Märkten wichtig werden", betonte
Analyst Christian Henke vom Broker IG Markets. "Nvidia wird
nachbörslich mit den Quartalszahlen zeigen, inwieweit der KI-Boom
gerechtfertigt ist." Erste Gewinnmitnahmen am Vortag bei der heiß
gelaufenen Aktie seien ein Warnsignal.
Auch das Sitzungsprotokoll der US-Notenbank ist nicht zu
unterschätzen. "Mit Spannung werden die Marktteilnehmer der Frage
nachgehen, ob es Hinweise auf Zinssenkungen bereits vor der
Juni-Sitzung gibt", so die Volkswirte der Hessischen Landesbank.
"Nachdem die zur Jahreswende überambitionierten Zinserwartungen
inzwischen deutlich korrigiert wurden, preisen die Akteure einen
vollständigen Zinssenkungsschritt erst per Juni ein."
Gewinne verzeichnete der Einzelhandelssektor. Hier zogen Carrefour
um 4,8 Prozent an. Analyst Sreedhar Mahamkali von der
UBS attestierte dem französischen Handelskonzern ein starkes
operatives Ergebnis am Heimatmarkt. Außerdem lobte er den freien
Mittelzufluss, der die Erwartungen übertroffen habe.
Nach der positiven Überraschung von Barclays am
Vortag gab es mit den Zahlen von HSBC nun im
Bankensektor einen Dämpfer. Die Aktie fiel um 7,6 Prozent. Der Kurs
litt unter einer schwächer als erwartet ausgefallenen
Gewinnentwicklung. Dabei belasteten unter anderem eine drei
Milliarden Dollar hohe Abschreibung auf die Beteiligung an dem
chinesischen Geldhaus Bank of Communications. Zudem drückte der
geplante Verkauf des französischen Filialgeschäfts das Ergebnis im
vierten Quartal um zwei Milliarden Dollar nach unten.
Im Rohstoffsektor belasten die Zahlen von Glencore .
Der Rohstoffhändler und Bergbaukonzern hatte im vergangenen Jahr
deutlich weniger verdient. Obendrein bremste die stotternde
wirtschaftliche Erholung in Glencores wichtigstem Abnehmerland China
die Nachfrage. Die Aktie sankt um 4,4 Prozent.
Auch Rio Tinto litt unter dem China-Geschäft. Beim
britisch-australischen Bergbaukonzern drückte die langsame Erholung
der chinesischen Wirtschaft von der Corona-Pandemie auf die Bilanz.
Die Aktie sank um 1,8 Prozent./mf/stk