ROUNDUP/Aktien New York Schluss: Inflationsdaten vergraulen Anleger
NEW YORK (dpa-AFX) - Eine überraschend hohe Inflation in den
Vereinigten Staaten hat den Investoren an den US-Aktienmärkten am
Mittwoch die Stimmung vermiest. Der Dow Jones Industrial
sackte im Verlauf auf den tiefsten Stand seit acht
Wochen ab und schloss mit einem Minus von 1,09 Prozent bei 38 461,51
Punkten. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 0,95
Prozent auf 5160,64 Zähler abwärts. Der technologielastige Nasdaq
100 verlor 0,87 Prozent auf 18 011,66 Punkte.
Im März beschleunigte sich der Preisauftrieb in den USA unerwartet
deutlich. Die Verbraucherpreise stiegen im Vergleich zum
Vorjahresmonat um 3,5 Prozent. Die Kerninflationsrate verharrte auf
ihrem hohen Niveau von 3,8 Prozent. "Mit einem Anstieg der
US-Inflationsrate war gerechnet worden, das Ausmaß des monatlichen
Preisauftriebs liegt aber über den Erwartungen und so werden die
Zweifel an dem erwarteten Zinssenkungspfad der US-Notenbank Fed
größer", kommentierten die Experten von Helaba. Nach den Daten zogen
auch die Renditen am Anleihemarkt weiter an, was die Wall Street
bereits an den Vortagen gebremst hatte.
"Die anstehende Berichtssaison sollte aber wieder positiv
überraschen", schrieben die Experten von Index-Radar. Wirtschaftlich
habe sich die Ausgangslage nicht verändert. Am Freitag geht es mit
den Quartalsbilanzen großer Banken wie JPMorgan und
Wells Fargo los. Die erstaunlich robuste
US-Konjunktur hatte die Erwartung sinkender Zinsen zwar schon vor
den frischen Inflationsdaten immer weiter nach hinten verschoben,
lässt die Anleger aber auf starke Unternehmenszahlen hoffen.
Bereits am Mittwoch standen Delta Air Lines als Vorbote der Berichtssaison im Blick. Die
US-Fluggesellschaft rechnet nach einem profitablen Start ins Jahr
mit weiterhin lukrativen Geschäften. Der sonst übliche
Buchungsrückgang für die Zeit vor der Sommersaison sei diesmal
ausgeblieben, hieß es. Umsatz und Gewinn sollen im zweiten Quartal
höher ausfallen als bisher vom Markt erwartet. Die Delta-Aktien
stiegen zu Handelsbeginn deutlich, bröckelten dann aber sukzessive
ab und verloren am Ende 2,3 Prozent. Sie zogen andere
US-Fluglinienwerte wie Jetblue , American Airlines
und United Airlines in
Mitleidenschaft, die um bis zu 3,9 Prozent nachgaben.
Auch der taiwanische Chiphersteller TSMC legte Zahlen
vor und berichtete von einem überraschend starken Umsatzwachstum im
ersten Quartal. Der Konzern profitiert, wie die gesamte Chipbranche,
vom Hype rund um Künstliche Intelligenz (KI). Bernstein-Analyst Mark
Li geht zudem davon aus, dass sich das jüngste Erdbeben in Taiwan
zwar auf das zweite Quartal von TSMC auswirken wird, aber nur ein
Einmaleffekt bleibt. Die in New York notierten Papiere des
Unternehmens gewannen 0,6 Prozent.
Die Titel von Boeing sackten um 2,0 Prozent ab. Der
Luft- und Raumfahrtkonzern wird von der US-Luftfahrtbehörde FAA
erneut untersucht, nachdem ein Whistleblower Behauptungen über
mögliche Qualitätsprobleme bei den Flugzeugen 777 und 787 Dreamliner
aufgestellt hat. Ein Boeing-Ingenieur hat bei der FAA eine
Beschwerde eingereicht, in der er behauptet, das Unternehmen habe
Qualitäts- und Sicherheitsbedenken bei der Produktion seiner 777-
und 787-Dreamliner-Flugzeuge ignoriert und "technische Abkürzungen"
verwendet, um die Produktion zu beschleunigen. Die Behauptungen
seien nicht korrekt und bereits unter FAA-Aufsicht untersucht
worden, sagte ein Boeing-Sprecher.
Die Anteilscheine der Sportmode- und Sportartikelhersteller Nike
, Under Armour und Lululemon
litten unter einer negativen Analystenstudie und
büßten zwischen 1,9 und 2,4 Prozent ein. Analyst Erwan Rambourg von
der britischen Großbank HSBC fürchtet nach der Lieferkettenkrise nun
einen starken Nachfragerückgang für den Sektor und sieht kurzfristig
kaum Kurstreiber.
Der Euro konnte seine deutlichen Verluste aus dem
europäischen Handel im US-Geschäft nicht aufholen. Zuletzt wurde die
Gemeinschaftswährung mit 1,0745 Dollar gehandelt. Die Europäische
Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,0860 (Dienstag: 1,0867)
Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,9208 (0,9202) Euro
gekostet.
US-Staatsanleihen weiteten ihre bereits deutlichen Anfangsverluste
im Handelsverlauf aus. Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen
(T-Note-Future) fiel zuletzt um 1,24 Prozent auf 108,28 Punkte. Die
Rendite zehnjähriger Staatspapiere stieg im Gegenzug deutlich auf
4,55 Prozent./edh/he