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Post-Chef Georg Pölzl: "Uns geht es gut" / Bürokratie große Belastung für Wirtschaftsstandort - "Unsere globalen Mitbewerber lachen sich schief"

Ende September wechselt Post-Generaldirektor Georg Pölzl nach 15 Jahren im Chefsessel des teilstaatlichen, börsennotierten Konzerns in den Ruhestand. Am Dienstag hat der Steirer eine zufriedene Bilanz seines Schaffens gezogen. "Uns geht es gut", so Pölzl. Die Österreichische Post habe die Veränderungen - Stichwort Onlinehandel, Digitalisierung und Nachhaltigkeit - "erfolgreich gestaltet". "Wir haben die Leistungen den echten Bedürfnissen angepasst", betonte Pölzl.

Bevor er zum Postler wurde hatte er "mit der Post nie etwas zu tun", schließlich kam der Absolvent der Montanuniverstität in Leoben (Steiermark) aus dem Telekomsektor, wo er in Österreich und Deutschland Top-Jobs innehatte. Es sei nicht immer einfach gewesen, so sei der Ausstieg der BAWAG aus dem gemeinsamen Finanzgeschäft und der Wechsel in die konzerneigene Bank99 "von Pleiten, Pech und Pannen" begleitet worden, dann kam zum Start des neuen Instituts auch noch der Corona-Lockdown dazu, aber inzwischen wirtschafte die Bank99 operativ "plus-minus-null".

Als größten Erfolg seiner vielen Jahre im Top-Management sieht Pölzl die Übernahme des türkischen Paketzusteller Aras Kargo. Wobei der Deal am Anfang durchaus fordernd war, spielte der Post-Chef zurückhaltend auf die jahrelangen Streitigkeiten mit der ursprünglichen türkischen Eigentümerfamilie an.

Pölzl, der trotz seines Chefpostens in einem Unternehmen, das zu 53 Prozent dem Staat gehört, nie mit seiner politischen Meinung hinterm Berg gehalten hat, warnte heute eindringlich vor einer Überregulierung in Europa. Wobei Österreich den Musterknaben gebe und noch etwas drauflege. "Unsere globalen Wettbewerber lachen sich schief", so der Post-Chef.

Wichtig sei eine Technologieoffenheit. "Das ist eine Notwendigkeit, kein Argument der Verhinderer, die sich nicht anpassen wollen. Mit Photovoltaik und Windkraft alleine werden wir nicht die Welt retten", so Pölzl am Dienstag im "Klub der Wirtschaftspublizisten". Die Politik müsse die Industrie mit einbeziehen, denn ohne sie "geht das nicht gut aus". Wobei Pölzl in seinen Jahren bei der Post sehr viel in die CO2-Neutralität investiert hat, unter anderem betreibt das Unternehmen den größten E-Auto-Fuhrpark des Landes.

Jedenfalls werde nicht alles so kommen, wie werbewirksam prognostiziert, spielte Pölzl heute auf die Ankündigungen von Amazon an, künftig Pakete mit Drohnen zu transportieren. Das sei zwar marketingtechnisch genial gewesen, werde aber in der Realität höchstens in Nischen eine Rolle spielen. Ebenso sei es mit dem 3D-Druck, der nicht zur prognostizierten Selbstverständlichkeit im Haushalt geworden sei.

Am 6. August hat Pölzl seine letzte Aufsichtsratssitzung, am 1. Oktober 2024 übernimmt dann der bisherige Finanzvorstand Walter Oblin den Chefsessel. Pölzl, Jahrgang 1957, verabschiedet sich in die Pension. Der leidenschaftliche Segler übergibt ein geordnetes Haus mit einem Umsatz von 2,74 Mrd. Euro, einem Betriebsergebnis von 190,2 Mio. und einem Eigenkapital von 716,7 Mio. Euro. Für die Beschäftigten gab es für heuer einen Bonus von 813 Euro.

Mittlerweile hat die Post 73.440 Empfangsboxen und 113.731 Fächer in Abholstationen, die noch heuer auf 200.000 anwachsen sollen. Der Ausbau der Stationen werde der Schwerpunkt der nächstjährigen Investitionen sein, so Pölzl. Ziel sei es, dass es im "Schlapfenradius" der Kundinnen und Kunden von 400 bis 700 Meter eine Station gibt.

stf/phs/cs

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