FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Mittwoch seine
anfangs deutlichen Kursgewinne schrittweise abgegeben und ist ins
Minus gedreht. Am Nachmittag verlor der deutsche Leitindex 0,34
Prozent auf 18 115,65 Punkte, womit er in der jüngsten Spanne von 18
000 bis 18 350 Punkten blieb. Auch der MDax der
mittelgroßen Unternehmen rutschte in negatives Terrain und notierte
zuletzt 0,54 Prozent tiefer bei 25 329,60 Punkten. Der
Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 0,54 Prozent.
Marktexperten hatten sich schon vorbörslich skeptisch bezüglich
einer positiven Trendwende beim Dax gezeigt. Mit den jüngsten
Verlusten rutschte er auch unter die Marke von 18 141 Punkten, die
Charttechnik-Experte Martin Utschneider von Finanzethos am Morgen
als Unterstützung deklariert hatte. Nun rückten die 18 000 Punkte
wieder in den Blick. Und damit auch die Frage, ob sich die
vermeintliche Dax-Stabilisierung über der runden Marke als lediglich
technische Reaktion auf die vorangegangenen Verluste entpuppen
könnte, wovor CMC-MarketsAnalyst Jochen Stanzl gewarnt hatte.
Im Dax behauptete DHL ein Kursplus von 0,5 Prozent
sowie einen der vorderen Plätze. Die Anteilsscheine des
Logistikkonzerns profitierten von positiv aufgenommenen Nachrichten
von Fedex . Der US-Konkurrent begeisterte mit seinen
Zahlen sowie der Gewinnprognose für das neue Geschäftsjahr und
stellte zudem eine mögliche Abspaltung des Frachtgeschäfts in den
Raum.
Die Aktien von SAP und Deutsche Börse
markierten auch ohne Nachrichten Rekordstände. Beim Softwarekonzern
und Dax-Spitzenreiter stand zuletzt noch ein Plus von 2 Prozent zu
Buche. SAP zählt zum Technologiesektor , der im
Kielwasser der US-Technologiebörse Nasdaq europaweit die
Branchenwertung anführte. Die Titel des Börsenbetreibers rutschten
indes mit 0,6 Prozent ins Minus.
Die vorbörslich noch freundlichen Anteilsscheine von Volkswagen
(VW) waren mit minus 2,6 Prozent einer der größten
Verlierer im Leitindex. Der Autobauer will in den kommenden Jahren
bis zu 5 Milliarden US-Dollar in den US-Elektroautobauer Rivian
stecken. Zunächst erwirbt VW Wandelanleihen. In einem
zweiten Schritt wollen die Wolfsburger ein Gemeinschaftsunternehmen
mit den Amerikanern gründen. Beobachter begrüßten die Pläne
zunächst. Doch dann verschafften sich zunehmend kritische
Bewertungen Gehör - auch mit Blick auf die hohen Investitionen der
Wolfsburger.
Medienberichte, wonach der US-Essenslieferdienst Doordash
am britischen Konkurrenten Deliveroo
interessiert ist, gaben dessen Aktien zwar Auftrieb. Die
Anteilsscheine des im MDax gelisteten Branchenkollegen Delivery Hero
ließ die Nachricht allerdings kalt: Sie setzten mit
einem Kursrückgang um 4,4 Prozent ihren Abwärtstrend fort. Die
Branchenstimmung wurde von einem Kommentar der US-Bank JPMorgan zur
Berichtssaison getrübt.
Wenig Einfluss auf Compugroup hatte der angekündigte
Kauf des norwegischen Unternehmens Pridok: Die Aktien des auf
Arztpraxen und Krankenhäuser spezialisierten Softwareanbieters
reihten sich mit zuletzt minus 1,2 Prozent im Mittelfeld des
Nebenwerte-Index SDax ein. Ein Händler kritisierte,
der Kaufpreis erscheine sehr hoch. Dagegen lobte Baader-Analyst Knut
Woller, die Übernahme sei zwar klein, adressiere aber mit dem
Funksystem Automatic Identification System einen wichtigen Makel der
Anlagestory. Hier würden nämlich von den Anlegern
Marktanteilsverluste befürchtet.
Der Euro sank weiter und kostete zuletzt 1,0684
US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am
Vortag auf 1,0714 (Montag: 1,0730) Dollar festgesetzt.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,47 Prozent am Vortag
auf 2,48 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,07
Prozent auf 124,88 Punkte. Der Bund-Future verlor
0,30 Prozent auf 132,17 Punkte./gl/jha/