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APA ots news: OeNB-Wage-Tracker zeigt langsamen Rückgang des Tariflohnwachstums an

Neuer Blog-Beitrag der Oesterreichischen Nationalbank

Wien (APA-ots) - Der OeNB-Wage-Tracker ist ein neu entwickelter Indikator

der

Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). Er kann die vergangene

Entwicklung der Tariflöhne gut nachzeichnen und ist gleichzeitig ein

guter Vorlaufindikator für die Entwicklung in den kommenden Monaten.

Aktuell zeigt der Wage-Tracker eine langsame Abnahme des

Tariflohnwachstums bis Jahresende an. Die Lohndynamik im Jahr 2024

bleibt damit höher als im Euroraum. Erst ab 2025 kommt es zu einer

beschleunigten Abnahme des Lohnwachstums. Das Lohnwachstum im

öffentlichen Sektor bleibt bis Jahresende höher als in der

Privatwirtschaft.

Nationale Zentralbanken und EZB sammeln verstärkt Daten über

Tariflöhne

Angesichts des starken Anstiegs der Inflation im Euroraum auf

Werte bis über 10 Prozent und der Sorge um eine daraus entstehende

Preis-/Lohnspirale begannen die Zentralbanken des Eurosystems vor

etwa zwei Jahren damit, systematisch Daten zu einzelnen

Kollektivvertragsabschlüssen zu sammeln. Diese werden zu sogenannten

"Wage-Trackern" zusammengeführt, die eine zeitnahe Einschätzung der

aktuellen und zukünftigen Lohnentwicklung ermöglichen. Diese Daten

legen nahe, dass das Lohnwachstum im Euroraum gestiegen ist. Dieser

Anstieg ist mit derzeit knapp 5 Prozent zwar höher als der

historische Durchschnitt, fällt jedoch im Vergleich zum

vorangegangenen Inflationsanstieg moderat aus.

Lohnwachstum reagierte auf höhere Inflation

Die Lohnentwicklung in Österreich stellt dabei eine Ausnahme dar,

da hierzulande die Entwicklung der kollektivvertraglichen

Mindestlöhne und -gehälter (kurz Tariflöhne) de facto an die

Inflation indexiert ist: Es gibt zwar keine gesetzliche Verpflichtung

zur Anpassung der Tariflöhne an die Inflation wie etwa in Belgien,

aber in den österreichischen Kollektivvertragsverhandlungen ist es

üblich, dass die Tariflohnsteigerung zumindest im Ausmaß der

Inflation im abgelaufenen Jahr erfolgt. Hierzu wird zumeist die

"rollierende Inflation" (der Durchschnitt der VPI-Inflationsraten für

die letztverfügbaren zwölf Monate) herangezogen. Mit aktuell 8,5

Prozent ist das Wachstum der österreichischen Tariflöhne deutlich

höher als im Euroraum insgesamt.

Der OeNB-Wage-Tracker als einfaches Maß für das Wachstum der

Tariflöhne

Mit dem Tariflohnindex (TLI) der Statistik Austria gibt es ein

Maß für die durchschnittliche Entwicklung der Tariflöhne in

Österreich. Der OeNB-Wage-Tracker ist ein einfacher Indikator, der

die Informationen aller vorliegenden Kollektivvertragsabschlüsse

aggregiert und in der Lage ist, die vergangene Entwicklung des TLI

nachzuzeichnen bzw. diese zu prognostizieren.

Da Kollektivvertragsabschlüsse für ihre Laufzeit (meist ein Jahr)

eine dauerhafte Erhöhung der Mindestlöhne und Gehälter bewirken,

lässt sich das zu erwartende, im Jahresabstand gemessene,

Tariflohnwachstum auch für die nahe Zukunft fortschreiben. Der Wert

des Wage-Trackers kann grundsätzlich als Prognosewert für das

Wachstum des TLI angesehen werden. Dabei ist aber auch auf den Anteil

der dem Wage-Tracker zu Grunde liegenden Beschäftigten an der

Gesamtbeschäftigung, den kollektivvertraglichen Abdeckungsgrad, zu

achten. Je höher der Abdeckungsgrad, desto verlässlicher ist die

Prognose.

Der OeNB-Wage-Tracker zeigt langsames Sinken des

Tariflohnwachstums im heurigen Jahr an, danach beschleunigter

Rückgang

Das Tariflohnwachstum hat Anfang 2024 mit etwa 9 Prozent seinen

Höhepunkt erreicht und nimmt bis zum Jahresende langsam auf etwa 8

Prozent ab. Diese Fortschreibung ist relativ zuverlässig, weil bis

zum Jahresende die zugrunde liegende kollektivvertragliche Abdeckung

hoch bleibt (über 80 Prozent).

Ab Anfang 2025 kommt es zu einem starken Rückgang des

Tariflohnwachstums. Gleichzeitig nimmt jedoch auch der

kollektivvertragliche Abdeckungsgrad stark ab, was daran liegt, dass

im Jänner besonders viele Abschlüsse in Kraft treten, deren

Lohnsteigerungen derzeit noch unbekannt sind. Es gibt jedoch bereits

KV-Abschlüsse, die ins nächste Jahr hineinreichen und die einen

starken Rückgang des Tariflohnwachstums ab 2025 erwarten lassen. Weil

die Inflation gemäß OeNB-Prognose weiterhin sinkt, wird auch die für

zukünftige KV-Abschlüsse maßgebliche rollierende Inflation

zurückgehen. Daher ist zu erwarten, dass der Rückgang beim Wachstum

der Tariflöhne stärker ausfallen wird als hier dargestellt.

Heuer starke Lohndivergenz zwischen öffentlichem und privatem

Sektor

Während das Wachstum der Tariflöhne in der Privatwirtschaft im

Verlauf des heurigen Jahres abnimmt, bleibt das Wachstum der Gehälter

im öffentlichen Sektor (hier definiert als die ÖNACE-Sektoren O-Q, d.

h. inklusive des Unterrichts- sowie des Gesundheits- und Sozialwesens

) bis zum Jahresende hoch. Dies liegt vor allem an einem hohen

Abschluss für die öffentlich Bediensteten (+9,3 Prozent ab Jänner 202

4). Ähnlich hohe Abschlüsse gab es auch in anderen Sektoren, die sich

am öffentlichen Sektor orientieren (z. B. Sozialwirtschaft,

Universitäten, private Kinderbetreuungseinrichtungen, Caritas etc.).

Maßgebliche Abschlüsse im privaten Sektor traten hingegen zwar

ebenfalls vor bzw. zum Jahreswechsel in Kraft, fielen aber zum Teil

geringer aus, wie beispielsweise diejenigen für die Metaller (+8,5

Prozent) und die Handelsangestellten (+8,4 Prozent). Die

Lohnsteigerungen im Baugewerbe und im Hotel- und Gastgewerbe traten

erst im Mai in Kraft und waren wegen der gesunkenen rollierenden

Inflation mit +7,1 Prozent bzw. +7,25 Prozent ebenfalls geringer.

Dies führt im Jahr 2024 zu einem deutlich höheren Tariflohnwachstum

im öffentlichen Sektor als in der Privatwirtschaft. Dieser

Unterschied fällt bei den tatsächlichen Verdiensten je

Arbeitnehmer:in sogar noch stärker aus, weil es im privaten Sektor

aufgrund der schwachen Konjunkturlage zu einer negativen Lohndrift

kommt, d. h., die Verdienste pro Kopf wachsen in schwächerem Ausmaß

als die Tariflöhne.

Lesen Sie den vollständigen Blog-Beitrag von Alfred Stiglbauer (

OeNB) mit weiteren Details hier: https://bit.ly/3AiobV7

Die zum Ausdruck gebrachten Ansichten müssen nicht zwingend mit den

Ansichten der OeNB bzw. des Eurosystems übereinstimmen.

Details zur Methodik des OeNB-Wage-Trackers finden Sie hier:

https://bit.ly/3X2W851

Highcharts des Wage-Trackers für Teilsektoren sind als Download

verfügbar: https://bit.ly/4dJcEg0

Rückfragehinweis:

Oesterreichische Nationalbank

Mag.a Maria-Elisabeth Faulmann, MiM

Pressesprecherin

Telefon: (+43-1) 404 20-6900

E-Mail: maria-elisabeth.faulmann@oenb.at

Website: https://www.oenb.at

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/156/aom

*** OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER

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OTS0022 2024-08-16/09:52

AXC0057 2024-08-16/09:58

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