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Auch 53 Jahre nach ­Bretton-Woods bleibt Gold ein sicherer Hafen in ­Krisenzeiten

Unabhängig von Aktien und Anleihen bleibt Gold wertbeständig. Seit Ende des Bretton-Woods-Währungssystems konnte das Edelmetall eine überdurchschnittliche Rendite erzielen. Warum Gold weiterhin in Depots gehört.

Stabilität und Diversifikation in unsicheren Zeiten.

Am 15. August jährt sich die Entkopplung von Gold und Dollar durch Richard Nixon zum 53. Mal, was das Ende des Bretton-Woods-Währungssystems markierte. Dieses System legte fixe Wechselkurse zwischen den wichtigsten Währungen fest und band den US-Dollar an Gold.

Gold hat in den letzten fünfzig Jahren eine wechselvolle Geschichte erlebt. Viele Menschen sehen in Gold besonders in Krisenzeiten die ultimative Währung und einen sicheren Hafen. Kritiker halten dagegen, dass der Goldpreis seit dem Ende des Bretton-Woods-Systems und dem damit verbundenen Ende der Goldpreisbindung des US-Dollars im Jahr 1971, starken Schwankungen unterlag. Im Vergleich zu anderen Anlageklassen hat Gold keine Erträge wie Zinsen oder Dividenden erwirtschaftet. Dennoch hat Gold mehrere charakteristische Eigenschaften, die eine Beimischung in einem breit gestreuten Portfolio rechtfertigt. Es dient zur Risikostreuung und kann die Schwankungsintensität eines Portfolios verringern. Besonders in Zeiten großer Unsicherheit, wie in der Finanzkrise oder der Coronapandemie, verteuerte sich der Goldpreis und bot als Depotbeimischung eine gewisse Stabilität bei nachgebenden Aktienkursen.

Auch im Jahr 2022, als steigende Zinsen die Anleihekurse unter Druck setzten, entwickelte sich Gold positiv. Diese niedrige oder sogar negative Korrelation hat Gold in den letzten Jahrzehnten zu einem effektiven Instrument der Diversifikation und Risikominimierung gemacht. Darüber hinaus konnte man in den letzten 20 Jahren durch die Wertsteigerung des Goldpreises von 400 US-Dollar auf aktuell 2400 US-Dollar eine überdurchschnittliche Rendite erreichen.

Anstieg des Goldpreises in den 1970er Jahren.

Der Goldpreis stieg von etwa 35 US-Dollar im Jahr 1970 bis auf 675 US-Dollar im September 1980. Mehrere Faktoren führten dazu. Mit dem Ende der festen Wechselkurse und der Goldbindung des US-Dollars wurde der Preis durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Die steigende Inflation durch die Ölkrise trieb den Preis des Edelmetalls weiter an. Ab 1974 durften Privatanleger wieder Gold kaufen, was die Nachfrage erhöhte. Der Rückgang der internationalen Goldproduktion und eine Inflationsrate von über 13 Prozent in den USA im Jahr 1979 befeuerten den Goldpreisanstieg zusätzlich. Anleger kauften Gold, um ihr Vermögen zu schützen.

In den 1980er und 1990er Jahren fiel der Goldpreis jedoch um über 50 Prozent vom Höchststand. Die Bekämpfung der Inflation durch strenge Geldpolitik und steigende Zinsen der Notenbanken verringerte das Interesse an Gold, und die Attraktivität anderer Anlageklassen nahm zu. Zudem erhöhten Goldminenunternehmen ihre Produktion und europäische Notenbanken verkauften Goldbestände, was das Angebot steigerte und den Preis weiter drückte.

Wiederkehrende Baisse-Phasen bei Gold.

Baisse-Phase bezeichnet einen längeren Zeitraum, in dem die Preise fallen. In der Geschichte des Goldes haben sich solche Abwärtsphasen immer wieder gezeigt, gefolgt von Erholungen. Diese Auf- und Abwärtsphasen können langfristig betrachtet regelmäßig wiederkehren. Der bestimmende Faktor dafür ist immer die Attraktivität des Goldpreises. Diese wird durch Faktoren wie wirtschaftliche Stabilität, geopolitische Risiken, Inflation, Währungen und Zinssätze beeinflusst. Ein Mix dieser Einflussgrößen kann Gold als Anlageklasse weniger interessant erscheinen lassen und einen Preisverfall einleiten. Wichtig dabei ist, ein umfassendes Bild der Lage zu betrachten, anstatt nur ein Kriterium herauszugreifen.

Rolle der Notenbanken beim Gold.

Notenbanken spielen eine wichtige Rolle für die Entwicklung des Goldpreises. Durch ihr Verhalten beim Kauf, Verkauf und Halten von Goldreserven senden sie wichtige Marktsignale und können Marktpreise beeinflussen. Ein kontroverses Bild zeigt sich bei der jüngsten Veränderung der Goldbestände bei privaten Investoren und den Notenbanken. Während europäische und US-amerikanische Gold-ETFs in den letzten zwölf Monaten deutliche Mittelabflüsse verzeichneten. Diese negative Bestandsveränderung konnte den Aufwärtstrend des Goldpreises jedoch nicht bremsen, da vor allem asiatische Notenbanken ihre Goldreserven weiter erhöhten. Die asiatischen Notenbank kaufte im ersten Halbjahr 2024 Gold, um ihre Devisenreserven unabhängiger vom US-Dollar zu machen. Goldreserven zeugen von Währungsstabilität und schaffen Vertrauen in die Währung. Deshalb hält auch die Bundesbank weiter an ihren Goldreserven fest, um diese Vertrauensanker und die Stabilität der eigenen Währung zu bewahren.

Gold im Portfolio: Rendite oder Sicherheit?

Die strategische Entscheidung, Gold in ein Portfolio aufzunehmen, betrifft sowohl Aspekte der Rendite als auch Sicherheit. Die Annahme, dass Gold ausschließlich Sicherheit bietet und keine Rendite, ist zu vereinfacht gedacht. Natürlich dient Gold zur Risikostreuung und vermindert das Gesamtrisiko. Durch seine geringe oder negative Korrelation zu Aktien und Anleihen bleibt Gold stabil oder steigt im Preis, wenn andere Anlageklassen fallen. Obwohl Gold keine Zinsen oder Dividenden generiert, kann es langfristig durch eine positive Preisentwicklung Renditen erwirtschaften. Besonders in unsicheren Marktphasen kann es zu überdurchschnittlichen Wertsteigerungen kommen. Diese Zuwächse werden jedoch durch höhere Schwankungsintensität gewonnen. Es ist daher wichtig, im Kontext der individuellen Anlageziele, des Zeithorizonts und der Risikobereitschaft zu entscheiden, welchen Anteil die Goldposition im Depot haben sollte.

So kaufen Privatanleger am besten Gold.

Gold kann einfach über börsengehandelte Produkte wie ETFs oder ETCs gekauft werden, die es ermöglichen, an der Entwicklung des Goldpreises zu partizipieren. Der Vorteil dieser Produkte im Vergleich zum klassischen Barrenkauf liegt in den geringen An- und Verkaufsspanne. ETCs, die das Gold physisch hinterlegen und über eine Auslieferoption verfügen, bieten steuerliche Vorteile für deutsche Endanleger. Beim physischen Kauf bieten Goldbarren oder -münzen die greifbare Sicherheit des direkten Besitzes. Für eine flexible Steuerung im Depot ist dieser Weg jedoch weniger empfehlenswert.

Fazit:

Eine Investition in Gold ist sinnvoll, da die Vorteile der Risikostreuung und der langfristig positiven Preisentwicklung für die Portfoliosteuerung hilfreich sind. Besonders in Zeiten, in denen andere Anlageklassen unter Druck geraten, erweist sich Gold im Sinne einer risikoadjustieren Portfoliogestaltung als äußerst hilfreich.

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