Aktien Europa: Börsen kaum bewegt - Feiertag in London
PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Börsen haben sich zum Wochenstart
bei insgesamt geringen Umsätzen stabil gezeigt. In London blieben
die Handelsräume wegen eines Feiertags geschlossen.
Trübe Ifo-Daten für die deutsche Wirtschaft im August stützten an
den europäischen Aktienmärkten die Erwartungen an einen baldigen,
weiteren Zinsschritt in der Euroregion.
In den USA ist unterdessen "die Zeit des Hinhaltens vorbei", wie
schreibt Chef-Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets
schreibt. "Die US-Notenbank Fed leitet die Zinswende ein",
konstatiert er nach den Äußerungen von Fed-Chef Jerome Powell zum
Notenbanker-Treffen in Jackson Hole am Freitag. Die Börsen
allerdings hätten diese Erwartung jedoch bereits zuvor mit kräftigen
Kursanstiegen honoriert.
Nach drei Wochen der Erholung, in denen es mit nur wenigen
Unterbrechungen aufwärts ging, gab der EuroStoxx 50
am Montag um 0,04 Prozent auf 4.907,24 Punkte nach. Im Verlauf der
vergangenen Woche hatte der Leitindex der Euroregion um 1,4 Prozent
zugelegt. Seit dem Tief nach den Marktturbulenzen Anfang August
beläuft sich sein Plus sogar auf fast neun Prozent. Die Verluste aus
dem Kursrutsch sind inzwischen wieder ausgeglichen.
Außerhalb der Eurozone stieg der Schweizer Leitindex SMI
am Montag um 0,04 Prozent auf 12.352,62 Zähler.
"Der September dürfte der Monat der Zinssenkungen werden, und
sinkende Zinsen sind der Treibstoff für steigende Aktienkurse", gibt
sich Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets weiter
optimistisch. Dass sich der Fokus der US-Notenbank außerdem von der
Inflation auf den Arbeitsmarkt verschoben habe, sieht er als Signal
dafür, "dass die Zinsen auch schneller und stärker fallen können,
sollte sich die konjunkturelle Lage verschlechtern".
Obendrein verdichten sich Molnar zufolge bei der Europäischen
Zentralbank (EZB) ebenfalls die Hinweise auf eine Zinssenkung. Es
wäre nach dem im Juni erfolgten ersten Zinsschritt die zweite
Senkung in diesem Jahr. Die EZB wird am 12. September über den
Leitzins entscheiden, die Fed rund eine Woche später, am 18.
September.
Unternehmensseitig standen in Europa die Anteilsscheine von Meyer
Burger mit Kursverlusten von 47,5 Prozent im Blick.
Das schwer angeschlagene Solarunternehmen will sich erneut neu
aufstellen und leitet umfassende Restrukturierungsschritte ein.
Unter anderem wollen sich die Schweizer auf die Produktion von
Solarmodulen in Arizona beschränken und den Bau einer weiteren
Fabrik in den USA stoppen. Mit diesen Maßnahmen werde die
Liquiditätslücke kleiner, erwartet UBS-Analystin Barbora Blaha. Sie
hält die Planbarkeit künftiger Gewinn- und Barmittelflüsse aber
weiterhin für begrenzt.
Novartis gewannen im SMI 0,3 Prozent und zählten
damit zu den Favoriten. Der deutsche Medizintechnikkonzern Siemens
Healthineers übernimmt von dem
Schweizer Pharmakonzern einen Teil des Geschäfts mit radioaktiven
Chemikalien für die Krebsdiagnostik. Dafür sollen mehr als 200
Millionen Euro gezahlt werden, wie die "Financial Times" ("FT") am
Wochenende unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen
schreibt. Die Transaktion selbst hätten beiden Unternehmen der
Zeitung gegenüber bestätigt. Sie soll bis zum Jahresende
abgeschlossen sein.
Für Nestlé ging es um 0,3 Prozent nach oben. Der neue
Chef Laurent Freixe wird den Nahrungsmittelkonzern unbefristet
leiten, sagte der Verwaltungsratspräsident des Konzerns, Paul Bulcke
der "NZZ am Sonntag". Ungewöhnlich abrupt hatte Nestle am Donnerstag
den Chefwechsel bekannt gegeben. Mark Schneider musste mit
sofortiger Wirkung gehen, was an der Börse für Verunsicherung und
Spekulationen gesorgt hatte. Zeitweise war die Aktie nach der
Mitteilung um rund vier Prozent abgesackt./ck/mis