Börse Frankfurt-News: "Zinssenkungsfantasien stützen Goldpreis" (Rohstoffe)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Dass nun auch die US-Notenbank auf den Zinssenkungspfad einschwenkt, katapultiert den Goldpreis in immer neue Höhen. Gold-ETCs sind beliebt wie lange nicht. Der ?-lpreis ist hingegen gefallen.
29. August 2024. Immer neue Hochs - die Goldrally läuft auch im August weiter. Diese Woche hat der Preis für die Feinunze mit 2.531 US-Dollar schon wieder ein neues Allzeithoch erreicht. Am Donnerstagmorgen sind es mit 2.519 US-Dollar kaum weniger. Seit Jahresanfang ergibt das ein Plus von 22 Prozent. "Gold weist damit eine der besten Wertentwicklungen aller Anlageklassen in diesem Jahr auf", kommentiert Rohstoffanalyst Carsten Fritsch von der Commerzbank.
Ein wichtiger Grund für den Höhenflug ist die Zinswende in den USA, für den September gilt eine erste Zinssenkung mittlerweile als ausgemacht. Damit gewinnt das zinslose Gold an Attraktivität. Der Silberpreis hat zuletzt ebenfalls deutlich zulegen können. Hier ist das Hoch aus dem Mai allerdings noch nicht wieder erreicht, die Hochs von 2011 ohnehin nicht.
Die Commerzbank hat zwar ihre Preisprognose für Gold von 2.300 auf 2.500 US-Dollar am Jahresende angehoben, sieht aber vorerst kein weiteres Aufwärtspotenzial. "Da vom Markt bis zum Jahresende bereits Fed-Zinssenkungen um rund 100 Basispunkten eingepreist sind, dürfte von dieser Seite nicht mehr viel an zusätzlichen Impulsen zu erwarten sein", meint Fritsch. Für das erste Halbjahr 2025 rechnet die Bank aber mit 2.600 US-Dollar, bis Ende 2025 jedoch wieder nur mit 2.550 US-Dollar.
Gold als Absicherung gegen Finanzmarktrisiken
Schon seit Mai kommen Edelmetall-ETCs wieder richtig gut an. Auch für die vergangenen vier Wochen meldet Emittent WisdomTree hohe Zuflüsse. Der Mini-Crash Anfang August spielt auch eine Rolle. "Das Edelmetall wird seinem Ruf als Absicherung gegen Finanzmarktrisiken nach wie vor gerecht", kommentiert Mobeen Tahir von WisdomTree. "Gold konnte sich schnell abkoppeln und erholte sich früher als Aktien, ?-l und andere Risikoanlagen." Auch die jüngsten Nettozuflüsse zeigten eine Stimmungswende zum Positiven.
ETC-Händler Ivo Orlemann von der ICF Bank sieht immer wieder
Interesse an Gold-ETCs wie dem WisdomTree Physical Gold
(
Auf Xetra geht aktuell viel um in Xetra-Gold sowie anderen Gold- sowie Silber-ETCs, etwa von Invesco, WisdomTree, iShares oder Xtrackers. Der Bestand an Xetra-Gold ist wieder leicht gestiegen auf 176,7 Tonnen. Ende 2023 waren es allerdings noch 199 Tonnen, Ende 2022 231 Tonnen.
Gold-ETCs - Trendwende im Mai
Trotz hoher Zuflüsse speziell in Gold-ETCs seit Mai: In den ersten sieben Monaten verzeichneten Rohstoff-ETCs in Europa unter dem Strich immer noch hohe Abflüsse, wie das Münchner Handels- und Analysehaus Crossflow berichtet. Insgesamt 4 Milliarden Euro netto flossen in den Monaten Januar bis Juli aus Rohstoff-ETCs ab. Dabei machten die Verkäufe von Gold-ETCs mit 3,7 Milliarden Euro den größten Anteil aus. Auch ?-l- und Gas-ETCs wurden verkauft (235 Millionen Euro), ebenso Industriemetall-ETCs (255 Millionen Euro).
?-lpreis: Zurück auf Los
Der ?-lpreis ist im Monatsvergleich deutlich gefallen. Mit aktuell 77,48 US-Dollar für das Barrel der Nordseesorte Brent kostet ?-l jetzt in etwa so viel wie zu Jahresanfang. "Ausschlaggebend für den Preisrückgang sind Nachfragesorgen", erläutert Rohstoffanalystin Barbara Lambrecht von der Commerzbank.
Auch Tahir verweist auf die Nachfrage: "Sowohl die Internationale Energieagentur als auch die Energy Information Administration stellen fest, dass die Abkühlung des weltweiten Wirtschaftswachstums den Anstieg der Nachfrage nach ?-l und ?-lprodukten beeinträchtigt."
WisdomTree meldet Zuflüsse in Energie-ETCs, allerdings auf niedrigem
Niveau. Auf Xetra geht aktuell einiges um im BNPP WTI Oil
(DE000PS7WT17). Von den Umsätzen insgesamt dominieren unter den
Energie-ETCs dieses Jahr der WisdomTree Natural Gas 3x Daily
(
Industriemetalle: "Kein fundamentaler Grund für Preisanstieg"
Industriemetallpreise sind nach einem starken Anstieg und folgenden Rückgang zuletzt wieder nach oben geklettert. Zum Beispiel ist der Kupferpreis vom Hoch bei 10.840 US-Dollar im Mai unter 8.700 US-Dollar die Tonne gefallen, jetzt sind es wieder 9.150 US-Dollar. "Einen fundamentalen Grund für eine allgemeine Erholungsrally sehen wir nicht", stellt Lambrecht fest. Schließlich sei die konjunkturelle Lage in den wichtigsten Absatzmärkten nach wie vor schwach. Die Bank ist daher skeptisch, ob sich die Erholungsrally kurzfristig fortsetzen wird.
Viel um geht vor allem im WisdomTree Copper (GB00B15KXQ89) und im WisdomTree Industrial Metals (GB00B15KYG56).
Von Anna-Maria Borse, 29. August 2024, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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