Aktien Frankfurt: Stabilisierung stockt - Dax schwächelt vor US-Jobbericht
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax ist nach der jüngsten
Stabilisierung am Freitag wieder etwas unter Druck geraten. In
Erwartung des wichtigen US-Arbeitsmarktberichts am Nachmittag
hielten sich die Anleger zurück. Börsenbeobachter befürchten, dass
die Daten die Hoffnungen auf eine baldige deutliche US-Zinssenkung
enttäuschen könnten - oder wieder Konjunktursorgen schüren, falls
sie zu schwach ausfallen.
Um die Mittagszeit verlor der deutsche Leitindex noch 0,41 Prozent
auf 18.500,29 Punkte. Damit zeichnet sich für ihn ein Wochenverlust
von mehr als 2 Prozent ab. Nach dem Rekordhoch von 18.990 Punkten am
Dienstagvormittag hatten ihn Gewinnmitnahmen nach unten gezogen - am
Donnerstag hatte er sich dann etwas stabilisiert. Der MDax
der mittelgroßen Börsenunternehmen verlor zuletzt
0,29 Prozent auf 25.285,48 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex
EuroStoxx 50 ging es um 0,4 Prozent bergab.
"Die ambitionierten Zinssenkungserwartungen könnten heute gedämpft
werden, wenn der Bericht bestätigt, dass die Lage noch immer solide
ist", schreiben die Experten der Landesbank Helaba. Die Daten
dürften nicht schwach genug ausfallen, "um die US-Notenbank Fed in
Richtung einer Zinssenkung um 50 Basispunkte zu treiben". Denn es
werde auch allgemein erwartet, dass die Arbeitslosenquote nach dem
überraschenden Anstieg im Vormonat im August wieder zurückgegangen
sei.
Die entscheidende Frage ist nun laut Deutsche Bank Research, ob der
schwache Juli-Bericht nur ein Ausrutscher war oder der Beginn einer
Eintrübung am US-Arbeitsmarkt. Mit einer negativen Überraschung
dürfte indes "auch die Angst vor einer US-Rezession zunehmen",
ergänzten die Chartspezialisten von Index-Radar. Der nächste
Fed-Zinsentscheid steht am 18. September an, bereits 5 Tage früher
der Entscheid der Europäischen Zentralbank (EZB). Eine Zinssenkung
gilt auch hier als sicher, nachdem die Währungshüter im Juni
erstmals seit Jahren den Leitzins reduziert hatten.
Bayer profitierte am Freitag zuletzt noch mit einem
Kursplus von 0,4 Prozent von einer Hochstufung. Mit 29,89 Euro
erreichten die Aktien zeitweise ein Hoch seit Mitte Mai. Analyst
Sachin Jain von der Bank of America lobte die Fortschritte mit Blick
auf die Glyphosat-Klagen in den USA. Er empfiehlt die Titel nun mit
"Neutral" und erhöhte das Kursziel auf 31 Euro. Schon am Donnerstag
hatte ein "Handelsblatt"-Artikel zu diesem Thema dem Agrarchemie-
und Pharmakonzern geholfen, obwohl er inhaltlich wenig Neues bot.
Symrise belegte vor dem Wochenende mit einem
Kursanstieg um 1 Prozent auf 119,70 Euro einen der vorderen
Dax-Plätze. Die US-Investmentbank Goldman Sachs strich ihre
Verkaufsempfehlung für die Titel des Aromen- und
Duftstoffeherstellers und sieht diese jetzt "Neutral". Das Kursziel
hob sie auf 127 Euro an. Bessere Wachstumsaussichten dämpfen laut
Analystin Georgina Fraser die Margenrisiken. Zudem sieht sie im
Portfolio nun größere Chancen durch Zu- und Verkäufe als bisher.
Dagegen verloren die Aktien von Airbus mit 0,8
Prozent überdurchschnittlich, nachdem der Flugzeugbauer für den
August rückläufige Auslieferungszahlen berichtet hatte. Zudem müssen
nach einem Triebwerksbrand an einem Airbus A350-1000die Jets dieses
Typs vorzeitig in die Wartung. Die europäische Luftfahrtbehörde EASA
hatte bereits am Donnerstagabend wie angekündigt eine entsprechende
Lufttüchtigkeitsanweisung veröffentlicht. Sie betreffe nur die
Antriebe für die Langversion der A350. Darunter litten in London die
Aktien von Rolls-Royce deutlicher.
Im Nebenwerte-Index SDax setzten die Titel von Atoss
Software ihre Talfahrt nach dem jüngsten Rekordhoch
fort. Mit einem Minus von 10,9 Prozent auf 118,20 Euro rutschten sie
sogar unter den Platzierungspreis von 120 Euro ab, zu dem zwei
Großaktionäre sich von Papieren getrennt haben. AOB Invest - eine
Gesellschaft von Unternehmensgründer und -chef Andreas Obereder -
sowie General Atlantic Chronos wollen den Streubesitz erhöhen, um
die Liquidität zu fördern und die Basis der institutionellen
Investoren zu verbreitern.
Index-Schlusslicht Grenke büßte 14,3 Prozent ein.
Auslöser war eine Mittelung der Bundesfinanzaufsicht (Bafin) über
Mängel bei der Tochter Grenke Bank in Teilbereichen der
Geldwäscheprävention./gl/nas