AKTIEN IM FOKUS: Chiptitel unter Druck - ASML-Gewinnwarnung schockt den Markt
FRANKFURT/PARIS/NEW YORK (dpa-AFX) - Eine Prognosesenkung von ASML
und negative Nachrichten aus den USA haben am
Dienstag den gesamten Halbleitersektor unter Druck gesetzt. Dies-
wie jenseits des Atlantiks gehörten die Titel der Branche zu den
größten Verlierern.
Am schlimmsten erwischte es ASML. Die Aktien sackten als
abgeschlagenes Schlusslicht im EuroStoxx 50 um 15,6
Prozent auf 668,10 Euro ab. Der zeitweise deutliche Jahresgewinn ist
damit futsch. Der Ausrüster für die Halbleiterbranche ist angesichts
des Auftragseinbruchs im vergangenen Quartal zurückhaltender als
bisher für das kommende Jahr. Er senkte seine Ziele für Umsatz und
Bruttomarge, die nun unter den Analystenerwartungen liegen.
Dass beide Kennziffern im dritten Quartal positiv überrascht hatten,
half den Aktien nicht. Die Einschätzung von JPMorgan-Analyst Sandeep
Deshpande, dass der Kursrückgang eine Einstiegsgelegenheit eröffne,
konnte die Anlegern zunächst ebenfalls nicht überzeugen.
Jefferies-Experte Janardan Menon zeigte sich irritiert vom Ausmaß
der Auftragschwäche. Diese und der gesenkte Ausblick sollten aus
seiner Sicht aber nur eine Verzögerung in der Geschäftsentwicklung
darstellen. Er und Deshpande sprechen mit "Buy" und "Overweight"
weiterhin positive Anlageempfehlungen aus und bleiben bei ihren
Kurszielen von 1.260 beziehungsweise 1.100 Euro, die ASML deutliches
Potenzial einräumen.
Die Neuigkeiten aus dem Konzern zogen den gesamten europäischen
Technologiesektor in Mitleidenschaft - er führte mit
einem Kursrutsch von 6,5 Prozent die Verliererliste im
Branchentableau klar an. Im EuroStoxx 50 gelistete
Sektortitel wie die Internet-Beteiligungsgesellschaft Prosus
, der Halbleiterkonzern Infineon und
der Softwarehersteller SAP verloren zwischen 0,8 und
3,2 Prozent. Verluste von 3,2 beziehungsweise knapp 14 Prozent
erlitten der Infineon-Konkurrent STMicro und
ASML-Branchenkollege ASM International .
Auch im deutschen Leitindex Dax zählten Infineon und
SAP zu den Verlierern. Im MDax der mittelgroßen
Unternehmen verloren sich die Anteilscheine des
Halbleiterwafer-Herstellers Siltronic und des
Spezialchemiekonzerns Wacker Chemie 3,5
beziehungsweise 2,8 Prozent. Beim Ausrüster Aixtron
stand ein Kursrückgang um 2,7 Prozent zu Buche. Zu den größten
Verlierern im Nebenwerte-Index SDax zählten der
Halbleiterzulieferer Süss Microtec und der Hersteller
Elmos .
US-Halbleitertitel hatten schon vor den ASML-Nachrichten unter Druck
gestanden. Denn es gab Berichte, wonach die USA Einschränkungen für
den Export KI-fähiger Chips in einige Länder erwägen. Die
Neuigkeiten aus Europa verstärkten dann den Abwärtstrend.
Für das Börsen-Schwergewicht Nvidia ging es in New
York zuletzt um 4,9 Prozent nach unten - noch am Montag hatten die
Aktien dank der wieder erwachten KI-Fantasie einen Kursrekord nur
knapp verpasst. Bei den Konkurrenten AMD und Broadcom
standen zuletzt Kursabschläge von 5,1 und 3,3 Prozent
zu Buche. Für den Hersteller von Anlagen für die Halbleiterindustrie
Applied Materials ging es um 9,9 Prozent bergab.
Damit gehörten die Branchentitel zu den schwächsten Werten im
Auswahlindex Nasdaq 100 ./gl/he