Aktien Frankfurt: Dax baut Gewinne aus - Rekordhoch nach Zinssenkung greifbar
FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach der dritten Zinssenkung der Europäischen
Zentralbank (EZB) hat der Dax seine Gewinne vor dem
Wochenende etwas ausgebaut. Am Freitagnachmittag stieg der deutsche
Leitindex 0,31 Prozent auf 19.643,77 Punkte und rückte damit nah an
sein Rekordhoch vom Vortag bei knapp 19.675 Zählern heran. "Zinsen
sinken, Kurse steigen", kommentierte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der
Dekabank. Der MDax der mittelgroßen Börsenunternehmen
kletterte zuletzt 0,64 Prozent höher auf 27.326,12 Punkte.
Am Donnerstag hatte die EZB den Leitzins angesichts schwächelnder
Konjunktur und rückläufiger Inflation erneut gesenkt. "Nach dem
gestrigen Zinsschritt um 0,25 Prozentpunkte preist der Terminmarkt
für die nächste Sitzung im Dezember eine Zinssenkung um 0,5
Prozentpunkte bereits mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 50
Prozent ein", schrieben die Experten von Index-Radar.
Auch Chinas Wirtschaft beschäftigte die Anleger. Die chinesische
Konjunktur schwächte sich im dritten Quartal zwar weiter ab, das
Wachstum fiel aber stärker aus als erwartet. "Der befürchtete
Datenschock aus China ist ausgeblieben", kommentierte
Chef-Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets. "Die Zahlen deuten
sogar auf eine Stabilisierung der zweitgrößten Volkswirtschaft hin."
Infolge der anhaltenden Konjunkturschwäche hatte Chinas Regierung
bereits Ende September ein Konjunkturpaket angestoßen.
Davon profitierten unter den Einzelwerten in Frankfurt vor allem die
Autowerte, China ist für sie ein sehr wichtiger Markt. Mercedes-Benz
, BMW , Volkswagen und
die Porsche AG legten zwischen 1,4 und 3,5 Prozent
zu.
Daimler Truck setzte sich mit einem Kursplus von acht
Prozent sogar an die Dax-Spitze und trotzte damit
schwachen Quartalszahlen von Volvo . Die
Nachfrageprognose des schwedischen Konkurrenten fürs kommende Jahr
liege allerdings über der Markterwartung, schrieb Jefferies-Analyst
Michael Aspinall. Im MDax stand die VW-Tochter Traton
4,1 Prozent im Plus.
Bevor die Berichtssaison hierzulande kommende Woche so richtig ins
Rollen kommt, bewegten auch Analystenstimmen die Aktienkurse. Nach
der abermals erhöhten Jahresprognose von Adidas
stufte die Baader Bank den Sportartikelhersteller auf "Add" nach
oben. Adidas komme bei der Rückkehr zur Profitabilität schneller als
von ihm erwartet voran, schrieb Analyst Volker Bosse. Die
Adidas-Papiere stiegen 2,4 Prozent.
Bei den Nebenwerten im SDax sorgte Stratec
mit einer gekappten Umsatzprognose für
Gesprächsstoff. Der Diagnostikspezialist rechnet nun
schlimmstenfalls mit leicht rückläufigen Erlösen im laufenden Jahr.
Berenberg-Analyst Odysseas Manesiotis sieht trotzdem
Erholungspotenzial, an der auch die "Mini-Warnung" nichts ändere.
Laut Warburg-Experte Michael Heider sei zudem das Abwärtspotenzial
für die Konsensschätzungen begrenzt. Nach Verlusten von zeitweise
mehr als 6,5 Prozent legten die Stratec-Aktien zuletzt 3,4 Prozent
zu.
Deutlich abwärts ging es dagegen für Amadeus Fire .
Ein erneut gekapptes Gewinnziel ließ die Papiere der
Personaldienstleisters um 9,1 Prozent absacken. Analyst Andreas Wolf
von Warburg Research hatte erst am Morgen in einer Studie darauf
hingewiesen, dass Geschäftszahlen anderer Personaldienstleister
jüngst weiter negative Signale gesendet hätten.
Schlusslicht im Nebenwerte-Index waren die Papiere von Süss Microtec
mit einem Kursrutsch von 12,3 Prozent. Die
Investmentbank Stifel hatte die Kaufempfehlung für die Aktien des
Hightech-Unternehmens gestrichen. Wie andere Branchenwerte auch
steht Süss Microtec außerdem infolge eines überraschend tristen
Geschäftsausblicks des Anlagenbauers für die Chipindustrie ASML
seit Dienstag unter Druck.
Jenoptik setzte nach dem ASML-Schock dagegen zur
Erholung an. Die Papiere des Technologieunternehmens standen im MDax
zuletzt 1,3 Prozent bei 24,02 Euro im Plus. Da ASML rund ein Fünftel
zum Jenoptik-Umsatz beitrage, hält Hauck-Aufhäuser-Analyst Finn
Kemper das Erlösziel zwar für ambitioniert und senkte sein Kursziel
auf 35 Euro - damit sieht er aber weiterhin reichlich
Aufwärtspotenzial für die Aktien.
Der Euro stabilisierte sich nach den Verlusten der
vergangenen Tage und wurde am Nachmittag mit 1,0858 US-Dollar
gehandelt. Die EZB hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,0866
(Mittwoch: 1,0897) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit
0,9203 (0,9176) Euro. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,19
Prozent am Vortag auf 2,17 Prozent. Der Rentenindex Rex
stieg um 0,15 Prozent auf 126,70 Punkte. Der
Bund-Future gewann 0,08 Prozent auf 134,11
Zähler./niw/jha/