ROUNDUP/Aktien New York Schluss: Indizes heftig belastet von Fed-Zinsaussagen
NEW YORK (dpa-AFX) - Die Erwartungen der US-Notenbank Fed für die
Zinsentwicklung im kommenden Jahr haben die New Yorker Börsen am
Mittwoch heftig unter Druck gesetzt. Erwartungsgemäß wurde der
Leitzins um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Vor allem fiel aber ins
Gewicht, dass die Notenbanker ihre Erwartungen an weitere
Zinssenkungen deutlich zurückschraubten. Nach den Rekorden, die seit
Anfang November immer wieder verbucht wurden, flüchteten Anleger am
Finanzmarkt im großen Stil aus Risikoanlagen.
Nachdem der Dow Jones Industrial über weite Strecken
moderat in der Gewinnzone lag, drückten ihn die Aussagen der Fed
noch mit 2,58 Prozent ins Minus auf 42.326,87 Punkte. Mit dem
zehnten Verlusttag in Folge hat er seine Gewinne, die sich seit dem
Wahlsieg von Donald Trump Anfang November aufgehäuft hatten,
mittlerweile fast wieder vollständig egalisiert. Nach
Bloomberg-Daten hatte der Dow am Vortag schon die längste
Negativserie seit 1978 besiegelt.
Noch größer wurden die Verluste am breiten Markt und im
Technologiesektor, wo die Entwicklung zuletzt besser ausgesehen
hatte. Der S&P 500 sackte um 2,95 Prozent auf
5.872,16 Zähler ab und verzeichnete so den größten Tagesverlust seit
Anfang August. Der auf Technologiewerte fokussierte Nasdaq 100
büßte am Ende sogar 3,60 Prozent auf 21.209,32 Punkte
ein. Nach einer Rekordrally, die für ihn am Vortag schon zu Ende
gegangen war, erlebte er den kräftigsten Rückschlag seit Ende Juli.
"Wir haben von der Fed eine weitere Leitzinssenkung um 25
Basispunkte erhalten, aber die aktualisierten Prognosen und die
Pressekonferenz von Präsident Powell bestätigen, dass die Fed im
nächsten Jahr viel vorsichtiger vorgehen wird", urteilte der Ökonom
James Knightley von der ING Bank. Die Inflation bleibe zäh und
Präsident Trumps Politikmix bedeute eine hohe Hürde, um 2025 weitere
Zinssenkungen zu rechtfertigen.
Marktbeobachter Thomas Altmann von QC Partners erwähnte, im
September habe die Fed noch vier Zinssenkungen in Aussicht gestellt,
doch jetzt gingen die Währungshüter für 2025 nur noch von zwei
Zinsschritten nach unten aus.
Unter den Einzelwerten blieben Aktien mit Bezug zu Künstlicher
Intelligenz (KI) im Blickfeld. Eine Erholung der Aktien von Nvidia
war nicht von Dauer, denn mit der Nasdaq-Börse
rutschte der Kurs des Chipkonzerns spät mit mehr als einem Prozent
ins Minus ab. Bei dem KI-Anlegerfavorit erstreckt sich die
Verlustserie jetzt schon auf fünf Handelstage. Unter den
"Magnificent 7", die an der Nasdaq-Börse die Richtung vorgeben,
blieb damit am Mittwoch kein Gewinner übrig.
Anstatt auf Nvidia hatten Anleger zuletzt ihre Fantasie für
Künstliche Intelligenz vermehrt auf den Wettbewerber Broadcom
gerichtet. Bei dessen Aktien gibt es neuerdings aber
Gewinnmitnahmen, die sich am Mittwoch fortsetzten, indem sich ihr
Minus am Ende auf fast sieben Prozent belief. Noch etwas größer
waren die Kursverluste nach einem Rekordlauf beim Elektroautobauer
Tesla .
Als einziger Gewinner im Dow verblieben die Aktien von UnitedHealth
. Die Titel des Krankenversicherers erholten sich um
fast drei Prozent von einem längeren Kursrutsch, der vor vierzehn
Tagen begonnen hatte mit der Ermordung von Brian Thompson, dem Chef
der Versicherungssparte.
Bei General Mills büßte der Kurs gut drei Prozent ein
wegen gesenkter Jahresziele, die im Preiskampf mit gewährten
Rabatten begründet wurden. Ein JPMorgan-Experte sagte, dies sei
nicht nur für den Lebensmittelkonzern eine schlechte Nachricht,
sondern für die ganze Branche.
Positiv von sich reden machte dagegen der deutsche Birkenstock
-Konzern, dessen in New York gelistete Anteile ein
Plus von zwei Prozent verteidigten. Laut Experte Luca Solca von
Bernstein Research übertraf der Umsatz des Sandalenherstellers im
vierten Geschäftsquartal klar die Erwartungen. Etwas Kritik übte der
Experte an der Marge, doch darüber sahen Anleger hinweg.
Im Pharmabereich brach der Kurs von Corvus Pharmaceutical
um 36 Prozent ein, nachdem der Arzneimittelentwickler
vorläufige Daten vermeldete aus einer frühen Studie mit dem
Arzneistoff Soquelitinib, der bei Patienten mit mittelschwerer bis
schwerer atopischer Dermatitis erprobt wird.
Der Euro fiel nach den Aussagen der Fed deutlich. Der
Kurs der Gemeinschaftswährung sackte auf 1,0365 US-Dollar ab,
nachdem er vor dem Zinsentscheid noch mehr als einen Cent höher
gestanden hatte. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs
auf 1,0496 Dollar festgesetzt.
Auch der Bitcoin ließ deutlich Federn, indem er weiter vom
Vortagsrekord abrückte. Dies machte sich auch bei Aktien negativ
bemerkbar, die ihr Geld mit der Kryptowährung verdienen. Die Aktien
der Plattformen Coinbase und Riot Platforms
büßten jeweils mehr als zehn Prozent ein.
Am US-Rentenmarkt stieg die Rendite der zehnjährigen Papiere auf
4,52 Prozent. Der Terminkontrakt für die Papiere mit dieser Laufzeit
gab umgekehrt um 0,85 Prozent auf 108,97 Punkte nach./tih/men