FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat seine Rekordrally
auch nach der erwartungsgemäßen Leitzinssenkung durch die
Europäische Zentralbank (EZB) fortgesetzt. Obwohl Überraschungen bei
der fünften Zinssenkung im Euroraum seit Sommer 2024 ausblieben,
konnte der Leitindex am Donnerstag seine Bestmarke auf 21.732 Punkte
nach oben schrauben. Auch die Aussagen der EZB-Präsidentin Christine
Lagarde störten dabei nicht.
Schon vor dem Entscheid war der Dax erstmals über 21.700 Punkte
geklettert. Dort ging er auch 0,41 Prozent höher bei 21.727,20
Punkten aus dem Handel. Der Leitindex kommt damit im Januar auf ein
Plus von mehr als neun Prozent. Laut dem Kapitalmarktstrategen
Jürgen Molnar von Robomarkets lockt nun zwar die nächste runde Marke
von 22.000 Punkten. "Der Weg dahin aber dürfte kein leichter
werden", gab der Experte zu bedenken.
In der zweiten deutschen Börsenreihe war sogar noch mehr Dynamik
drin, was aber auch an dem Aufholbedarf des MDax
liegen dürfte, der 2024 anders als der deutlich gestiegene Dax
nachgegeben hatte und dem Leitindex auch in diesem Jahr
hinterherhinkt. Der Index der mittelgroßen Werte stieg am Donnerstag
um 1,98 Prozent auf 26.732,51 Punkte.
Während in den USA die Leitzinsen am Vorabend wie erwartet auf ihrem
bisherigen Niveau belassen wurden, senkte die EZB den Leitzins in
der Euroregion um 0,25 Prozentpunkte auf 2,75 Prozent. Laut den
Experten der BayernLB wurde auch signalisiert, dass dies nicht der
letzte Schritt war. Aufgrund einer hartnäckigen Inflation geht
Chefvolkswirt Jürgen Michels aber davon aus, dass eine weitere
Senkung im März vorerst das Ende sein könnte.
Laut dem Experten Carsten Brzeski von der ING Bank ist der Leitzins
mit den 2,75 Prozent "immer noch restriktiv - zu restriktiv
angesichts der derzeitigen Schwäche der Euro-Wirtschaft". Diese
wurde am Donnerstag auch vom deutschen Bruttoinlandsprodukt
untermauert: Im vierten Quartal schrumpfte es im Vergleich zum
Vorquartal um 0,2 Prozent und damit etwas stärker als in einer
vorherigen Schätzung angenommen.
Auf Unternehmensseite standen vor allem Bilanzen im Blick. Die
Aktien der Deutschen Bank fanden sich mit minus 3,2
Prozent unter den größten Dax-Verlierern wieder. Sie quittierten
damit ihren guten Lauf in diesem Jahr, aber auch der stärker als
erwartet eingebrochene Gewinn kam bei den Anlegern nicht gut an.
Das Symrise-Papier stand ebenfalls mit 1,9 Prozent
unter Druck, weil der Aromen- und Duftstoffhersteller mit seinem
Umsatzwachstum aus eigener Kraft die Erwartungen von Analysten
verfehlte. Die Aktie hat in diesem Jahr bei Anlegern einen schweren
Stand und dies zeigte sich am Donnerstag aufs Neue, denn aktuell
sind sie 2025 der einzige Dax-Verlierer.
Zum Schlusslicht wurden letztlich die Infineon
-Aktien, indem sie 3,3 Prozent einbüßten. Sie gerieten
in den Sog des Chipherstellers STMicroelectronics ,
der mit einem mauen Quartalsausblick enttäuschte. Auch DHL
wurde von einem Konkurrenten belastet: Der
Umsatzausblick des US-Logistikkonzerns UPS drückte
die Titel des Logistikers mit zwei Prozent ins Minus.
Wenn Zinsen gesenkt werden, sind häufig auch Immobilienwerte
beliebt. So fielen neben dem Dax-Mitglied Vonovia
auch TAG und LEG aus dem MDax mit
Anstiegen um bis zu 4,6 Prozent positiv auf. Letztere Aktien
profitierten dabei auch von Kaufempfehlungen der britischen Bank
HSBC.
Im Nebenwertebereich hatte der Fondsanbieter DWS
bessere Nachrichten zu bieten als seine Mutter Deutsche Bank. Hier
hieß es von Experten, die Gewinnentwicklung habe die Erwartungen
übertroffen und der Ausblick sei stark. Der Kurs erreichte ein
Rekordhoch, letztlich stand ein Plus von über acht Prozent zu Buche.
Auf europäischer Bühne zeigte sich der EuroStoxx mit
einem Anstieg um ein Prozent auf seinem höchsten Niveau seit dem
Jahr 2000. An der New Yorker Börse bewegten sich die Kurse weniger
stark: Der Dow Jones Industrial legte dort 0,3
Prozent zu und im Nasdaq 100 tat sich relativ wenig.
Durchwachsene Resultate dreier Tech-Riesen konnten dem Markt dort
also nicht klar ihren Stempel aufdrücken.
Der Kurs des Euro hat sich am Donnerstag mit zuletzt
1,0420 US-Dollar leicht im Plus bewegt. Die Europäische Zentralbank
hatte den Referenzkurs auf 1,0403 (Mittwoch: 1,0396) Dollar
festgesetzt.
Die Kurse deutscher Bundesanleihen sind ebenfalls gestiegen. Während
die Umlaufrendite von 2,46 Prozent am Vortag auf 2,45 Prozent fiel,
legte der Rentenindex Rex um 0,10 Prozent auf 125,14
Punkte zu. Der Bund-Future gewann 0,46 Prozent auf
131,87 Zähler./tih/jha/