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EuroStoxx auf Rekordhoch - Ukraine-Hoffnung, starke Unternehmen

FRANKFURT (dpa-AFX) - Was lange währt, wird endlich gut: Nun hat auch der EuroStoxx 50 ein Rekordhoch erreicht. Jüngst überwiegend erfreuliche Geschäftszahlen von Unternehmen und die Hoffnungen auf ein Ende des Ukraine-Krieges sowie auf eine wirtschaftliche Belebung Deutschlands nach der Bundestagswahl hatten dem Eurozonen-Leitindex zuletzt frischen Schwung verliehen. Mit einem Anstieg bis auf 5.524 Punkte überwand er seine bisherige Bestmarke aus dem Jahr 2000 nun um rund zwei Punkte.

Dabei ist der EuroStoxx ob seiner Zusammensetzung ein Nachzügler am Aktienmarkt: Vergleichbare Indizes wie das französische Börsenbarometer CAC 40 oder die größten US-Indizes hatten teils schon vor Jahren ihre Schwächephase nach dem Platzen der Dotcom-Blase zur Jahrtausendwende endgültig überwunden. Auch der Dax-Kursindex reiht sich hier ein. Er berücksichtigt ebenso wie der EuroStoxx keine Dividenden und unterscheidet sich damit von dem weitaus bekannteren Dax Performance-Index , dem deutschen Leitindex.

Besonders deutlich ist der Unterschied zwischen dem EuroStoxx 50 und dem S&P 500 mit den 500 größten börsennotierten Unternehmen in den USA: Er hat sich seit seinem Zwischenhoch im Jahr 2000 fast vervierfacht. "Anders als der S&P 500 oder der Stoxx 600 enthält der EuroStoxx kaum hoch bewertete Technologieunternehmen, die seit 2023 eine starke Rally verzeichneten", sagt Stephan Witt vom Vermögensverwalter Finum Private Finance. Dies habe den Anstieg des Eurozonen-Leitindex gebremst.

Im Gegensatz zum S&P 500 sei der EuroStoxx stark von zyklischen Sektoren wie Banken, Industrie und Konsumgütern abhängig, fuhr Witt fort. Diese hätten sich zwar jüngst erholt, seien aber zuvor lange dem Gesamtmarkt hinterhergehinkt.

Ohnehin ist auffällig, dass sich die europäischen Börsen seit Jahresbeginn besser geschlagen haben als der US-Aktienmarkt. Dieser gilt offenbar einigen Anlegern aktuell als zu heiß gelaufen. In den USA seien die Bewertungen bereits "etwas überhypt", mahnte jüngst Fondsmanager Jens Ehrhardt von DJE Kapital auf einem Branchentreffen in Mannheim. Schließlich hätten in den vergangenen zwei Jahren überwiegend die wenigen großen Technologiewerte wie Apple , Nvidia , Microsoft und Amazon die Börsen angetrieben und damit den ganzen restlichen US-Markt mit nach oben gezogen. Das Resultat: "Die Stimmung am US-Aktienmarkt kocht über!" Gewisse Kursrückschläge seien von daher denkbar.

Damit wenden sich die internationalen Anleger verstärkt Europa zu - trotz verhaltener Konjunkturaussichten und politischer Unsicherheiten. Denn die europäischen Unternehmen hätten ihre Bilanzen gestärkt und sich so gegen Risiken gewappnet, zeigt sich der Fachmann Alain Bokobza überzeugt. Er ist bei der französischen Bank Societe Generale für die Verteilung des Anlagevermögens verantwortlich.

Wie gut Europas Unternehmen derzeit dastehen, lässt sich Bokobza zufolge unter anderem am Anleihemarkt ablesen. Dort bewege sich das Verhältnis von Auf- und Abstufungen der Kreditbonität der Firmen auf Rekordniveau. Zudem befinde sich die Profitabilität der Unternehmen vielfach auf historisch hohem Niveau und die Ausschüttungen in Form von Aktienrückkäufen und Dividenden sendeten starke Botschaften an die Anleger.

Europäische Aktien sind auch deshalb aktuell gegenüber US-Werten im Vorteil, weil die Europäische Zentralbank die Leitzinsen in diesem Jahr deutlich öfter senken dürfte als die US-Notenbank. Grund ist die immer noch relativ schwache Konjunktur im Euroraum, während die US-Wirtschaft angesichts der "America-First"-Politik des neuen alten Präsidenten Donald Trump brummt. Das bringt Inflationsrisiken mit sich, der Spielraum für Zinssenkungen nimmt ab, sogar Erhöhungen könnten drohen.

Trump hat bereits gezeigt, dass er gewillt ist, seine nationalen Interessen notfalls mit potenziell preistreibenden Importzöllen durchzusetzen. Insofern mahnt Analyst Sören Hettler von der DZ Bank zur Vorsicht. Am Markt herrsche die Erwartung vor, wonach der US-Präsident zwar gern mit Zöllen drohe, diese aber zuvorderst als Druckmittel in Verhandlungen verwende.

Sollten sich die Erwartung des "sanften Trump" als unzutreffend erweisen und die Spannungen zwischen den Handelspartnern spürbar zunehmen, wovon Hettler auf Sicht der nächsten Monate weiterhin ausgeht, dürfte es mit der positiven Stimmung an den europäischen Aktienmärkten rasch vorbei sein. Dies gelte zumindest, sofern die Gewinnerwartungen der Unternehmen für das laufende und das kommende Jahr nicht deutlich nach oben zeigten./la/ag/mis/he

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---

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AXC0197 2025-02-17/17:36

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