ROUNDUP 2: MTU schafft Rekordjahr trotz Triebwerksrückruf - Aktie sackt ab
(neu: Aussagen aus Pressekonferenz zu Regressforderungen gegen US-Partner Pratt & Whitney, Wasserstoff-Antrieb, aktualisierte Kursreaktion)
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Münchner Triebwerksbauer MTU
An der Börse wurden die Neuigkeiten jedoch mit Kursverlusten von mehr als sechs Prozent quittiert, nachdem Analysten den Mittelabfluss im vierten Quartal bemängelt hatten. Finanzvorstand Peter Kameritsch erklärte den Abfluss mit den Aufwendungen für den Triebwerksrückruf.
Zuletzt lag die MTU-Aktie am Vormittag noch mit knapp sechs Prozent im Minus bei 325,80 Euro und war größter Verlierer im Dax. Damit wurde das Papier nur rund ein Prozent teurer gehandelt als zum Jahreswechsel. Im Januar war der Kurs noch auf einen Rekordwert von 350,20 Euro gestiegen.
Im abgelaufenen Jahr steigerte MTU den Umsatz um 18 Prozent auf knapp 7,5 Milliarden Euro, wenn man die Auswirkungen des Triebwerksrückrufs in beiden Jahren herausrechnet. Der um diesen und andere Sonderposten bereinigte operative Gewinn (bereinigtes Ebit) stieg um 28 Prozent auf 1,05 Milliarden Euro.
Unter dem Strich stand ein Gewinn von 642 Millionen Euro nach fast 100 Millionen Verlust im Vorjahr. Damals hatte MTU fast eine Milliarde Euro für den Triebwerksrückruf zurückgestellt und war deshalb in die roten Zahlen gerutscht. Für 2024 sollen die Aktionäre wie bereits angekündigt eine Dividende von 2,20 Euro je Aktie erhalten, 20 Cent mehr als im Vorjahr.
Der MTU-Konzern und sein größerer US-Partner Pratt & Whitney müssen seit Mitte 2023 rund 3000 Antriebe vom Typ Getriebefan reparieren, die vor allem bei den Airbus-Jets aus der Modellfamilie A320neo zum Einsatz kommen. Diese Airbus-Mittelstreckenjets sind die meistgefragten Flugzeugtypen der Welt.
Die Arbeiten an den Triebwerken dauern mehrere Monate - weil Ersatzteile und Werkstattkapazitäten knapp sind. Inzwischen lägen die Reparaturzeiten bei unter 100 Tagen pro Turbine, erklärte Wagner. Allerdings stünden weltweit rund 450 Airbus-Jets am Boden.
Am teuersten kommen MTU und die RTX-Tochter Pratt & Whitney die Entschädigungen für die Fluggesellschaften zu stehen, die ihre Jets über Monate hinweg nicht nutzen können. Dies belastet den Mittelzufluss 2024 und 2025 laut Finanzchef Kameritsch mit jeweils 300 Millionen Euro nach Steuern. 2026 dürften es nur noch 100 Millionen sein, sagte er.
Inwieweit Pratt & Whitney MTU ein Stück weit für den Ärger entschädigt, wollte Vorstandschef Wagner nicht genau sagen: "Wir haben das Thema partnerschaftlich gelöst." Die Partner teilen sich in ihrem Triebwerkskonsortium Umsätze und Risiken. Deshalb sollte MTU einen Anteil an den Belastungen selbst tragen, obwohl Pratt & Whitney das problematische Pulvermetall verwendet hatte.
Wagner sieht MTU indes auf weiterem Wachstumskurs, auch weil die Nachfrage nach neuen Flugzeugen und Antrieben weltweit boomt. "Wir verzeichnen robustes Ergebniswachstum über alle Bereiche hinweg." Für 2025 erwartet er nun einen Umsatz von 8,7 bis 8,9 Milliarden Euro - und damit am unteren und oberen Ende jeweils 400 Millionen mehr als im November angekündigt. Grund dafür ist der erstarkte US-Dollar. Der bereinigte operative Gewinn soll um etwa 15 Prozent steigen und damit ebenfalls stärker als zuvor in Aussicht gestellt.
Ob MTU diese Ziele erreicht, muss Wagner nicht mehr verantworten.
Der Manager wechselt im Laufe des Jahres zum weltgrößten
Flugzeugbauer Airbus. Dort übernimmt er die Führung der wichtigsten
Konzernsparte: des Geschäfts mit Passagier- und Frachtflugzeugen.
Sein Nachfolger bei MTU wird der frühere Lufthansa-Technik-Chef
Auch MTU-Finanzchef Kameritsch verlässt den Konzern. Er übergibt die
Führung des Ressorts zum 1. Juli an Katja Garcia Vila, die zuletzt
die gleiche Funktion beim Autozulieferer Continental
Der MTU-Konzern baut bei den Antrieben für viele wichtige
Flugzeugtypen mit und wartet in seinen Reparaturbetrieben auch
andere Modelle. Der von Pratt & Whitney und MTU produzierte
Getriebefan kommt außer bei der Airbus-A320neo-Familie auch beim
kleineren Airbus A220 und beim E2-Jet des brasilianischen
Flugzeugbauers Embraer
Auch bei Großraumjets ist MTU im Geschäft: So baut der Konzern zusammen mit GE Aerospace einen Triebwerkstyp für den Langstreckenjet Boeing 787 "Dreamliner" und einen weiteren für das größte Modell aus dem derzeitigen Boeing-Angebot, die um Jahre verspätete Neuauflage des Großraumjets 777, die 777X.
Im Militärgeschäft baut MTU Teile des Triebwerks für den Kampfjet Eurofighter und des Antriebs für den Militärtransporter Airbus A400M. Außerdem arbeitet das Unternehmen an dem Antrieb für die nächste europäische Kampfflugzeug-Generation FCAS mit.
Ob es im nächsten Jahrzehnt Passagierflugzeuge mit Wasserstoffantrieb geben wird, ist indessen offen. Wagner sieht MTU bei der Entwicklung einer Brennstoffzelle auf gutem Weg. Offen ist aber, wie weit der Flugzeugbauer Airbus seine Pläne für ein Wasserstoff-Flugzeug in die Zukunft verschiebt. Wagner zeigte sich deshalb gespannt, was die Airbus-Spitze bei ihrer Bilanzvorlage an diesem Donnerstag (20. Februar) dazu sagt./stw/mne/tih
ISIN US75513E1010 DE000A0D9PT0 NL0000235190 US0970231058 BREMBRACNOR4
AXC0119 2025-02-19/11:12
Relevante Links: Embraer SA, MTU Aero Engines AG, Airbus SE, Boeing Company, RTX Corporation, Continental AG, Deutsche Lufthansa AG