Aktien Europa: EuroStoxx vor Deutschland-Wahl knapp im Plus
PARIS/LONDON/ZÜRICH (dpa-AFX) - Der EuroStoxx 50 hat
sich am Freitag nach seiner jüngsten Schwäche weiter stabilisiert.
Vor den Neuwahlen in Deutschland, auf deren Ergebnis die Anleger am
Sonntag gespannt warten, wollte aber keine Kauflaune mehr aufkommen.
Anleger hielten sich zurück. Gegen Mittag notierte der
Eurozonen-Leitindex mit einem Plus von 0,15 Prozent bei 5.469,45
Punkten.
Wegen neuer Inflationsängste, eines möglicherweise baldigen Endes
des Zinssenkungszyklus der EZB und der weiter spürbaren Furcht vor
der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump steuert der EuroStoxx
mit einem halben Prozent Minus auf eine negative Wochenbilanz zu. Er
bleibt aber in Reichweite seines Rekordhochs aus dem frühen
Wochenverlauf.
Der Schweizer SMI zeigte am Freitag etwas mehr
Schwung, indem er zuletzt um 0,47 Prozent auf 12.868,25 Punkte
zulegte. Bei ihm datiert die bisherige Bestmarke mit 12.997 Punkten
noch aus dem Jahr 2022. Der britische FTSE 100 stand
zuletzt mit 8.677,54 Punkten 0,2 Prozent über Vortagsniveau. Sein
bisheriges Rekordhoch ist etwas mehr als eine Woche alt.
"Die zweite Februarhälfte ist traditionell eine schwierige Phase für
die Aktienmärkte - und in diesem Jahr kommt eine politische
Unbekannte hinzu: die Bundestagswahl", erklärten die Experten von
Index-Radar. Die Hoffnung internationaler Investoren auf eine
wirtschaftsfreundliche Zweier-Koalition aus CDU/CSU und SPD werde
gedämpft. "Sollten neben der Linken auch FDP und BSW die
Fünf-Prozent-Hürde nehmen, könnte das politische Ringen um
Mehrheiten länger dauern als erwartet", schrieben sie. Auch wenn
politische Börsen bekanntlich kurze Beine hätten, dürfte ein
Dreierbündnis die Laune kurzfristig spürbar dämpfen.
Positiv war am Freitag das Bild im europäischen Chemiesektor, dessen
Index angeführt von Air Liquide um 1,7 Prozent
zulegte. Die Papiere des Industriegasekonzerns gewannen nach
überzeugenden Jahreszahlen an der Eurostoxx-Spitze 2,8 Prozent an
Wert. JPMorgan-Experte Chetan Udeshi wertete ordentliche Zahlen und
den Spielraum für die Margenschätzungen am Markt als beruhigend.
An der Schweizer Börse fiel aus der erweiterten Chemiebranche Sika
positiv auf mit einem Plus, das 1,5 Prozent groß war.
Der Bauchemie- und Klebstoffhersteller überzeugte mit seinen
Jahreszahlen. Er hat mehr verdient als Analysten erwartet hatten,
erhöhte die Dividende und gab sich auch beim Ausblick
zuversichtlich.
Im EuroStoxx waren Prosus mit 1,8 Prozent unter den
Gewinnern. Der Kurs folgte hier dem mehr als sechs Prozent großen
Kurssprung bei der Kernbeteiligung Tencent. Die Titel des
chinesischen Internet-Unternehmens waren in Hongkong einer
Branchenrally gefolgt, die der Internet-Riese Alibaba mit
optimistischen Aussagen zu den Geschäften im Bereich Künstliche
Intelligenz ausgelöst hatte.
Schwäche zeigten dagegen die Aktien aus dem europäischen Öl- und
Gassektor, dessen Teilindex 0,4 Prozent an Wert verlor. Der
spanische Repsol -Konzern gab hier mit minus 2,8
Prozent die Richtung vor nach einem skeptischen Analystenkommentar
der UBS. Total, Shell , BP und Eni
fielen um bis zu 1,2 Prozent.
Airbus gehörten im EuroStoxx mit 1,1 Prozent zu den
größeren Verlierern. Die Investmentbank Jefferies hatte am Freitag
ihre Kaufempfehlung für die Titel des Flugzeugbauers aufgegeben.
Jefferies-Analystin Chloe Lemarie rät den Anlegern nach einem
soliden Quartalsbericht dazu, auf eine anziehende Produktionsdynamik
zu warten.
In London erfreute Standard Chartered seine Anleger,
wie ein vier Prozent großes Kursplus zeigt. Die britische Bank hatte
ein starkes Jahresergebnis bekannt gegeben und außerdem ein
Aktienrückkaufpaket vermeldet./tih/mis