Aktien Frankfurt: Trump-Zölle entfalten ihren Schrecken
FRANKFURT (dpa-AFX) - Das angekündigte Zollpaket von US-Präsident
Donald Trump hat am Donnerstag die Aktienkurse kräftig ins Minus
gedrückt. Der Dax rutschte zum Auftakt auf den
tiefsten Stand seit Anfang Februar, grenzte dann aber das Minus
etwas ein und kehrte zeitweise zurück über die runde Marke von
22.000 Punkte. Gegen Mittag stand wieder etwas darunter mit minus
1,83 Prozent auf 21.982 Punkte.
Der MDax der mittelgroßen Unternehmen sank um 1,25
Prozent auf 27.151 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
verlor 2,3 Prozent.
Auf die Zölle werde die Weltwirtschaft reagieren, sagte der
Chefvolkswirt der DekaBank, Ulrich Kater. "Große integrierte
Wirtschaftsräume, wie etwa die Europäische Union oder die
ASEAN-Staaten, geben den Unternehmen Ausweichspielraum." Laut Kater
vollzieht sich nun ein Umbau der Weltwirtschaft, aber kein Abbau.
Große Wirtschaftsblöcke würden die internen Handels- und
Produktionsprozesse intensivieren und untereinander bilaterale
Handelsabkommen abschließen.
Die USA unter Trump belegen ab Samstag Einfuhren aus allen Ländern
pauschal mit Zöllen von zehn Prozent. Zudem kündigte die
US-Regierung einen komplexen Mechanismus wechselseitiger Zölle an,
der für viele Länder höhere Abgaben vorsieht. Für die Europäische
Union heißt das, dass Exporte ihrer Mitgliedsländer in die
Vereinigten Staaten ab kommender Woche mit einem Zoll von 20 Prozent
belegt werden.
Unter Druck gerieten am Donnerstag so ziemlich alle Branchen. Schwer
traf es zunächst Papiere von Autobauern und Chemiewerte, die jedoch
anschließend sich wieder etwas berappelten. Pharma-Aktien legten
teilweise zu, weil Zölle für diese Branche vorübergehend nicht
gelten sollen, wie es am Markt hieß.
Die Aktien von Sportartikelherstellern wie Adidas und
Puma brachen dagegen prozentual teils zweistellig
ein, weil für sie der südostasiatische Raum ein wichtiger
Produktionsstandort ist und Trump Länder aus dieser Region mit
besonders hohen Zöllen überzieht.
Siemens übernimmt den Anbieter von Forschungs- und
Entwicklungssoftware im Bereich Life Sciences, Dotmatics. Der
Kaufpreis liege bei 5,1 Milliarden US-Dollar. Die Übernahme sei
sinnvoll, aber nicht billig, hieß es dazu von den Analysten der
kanadischen Bank RBC. Die Siemens-Aktien verloren 5 Prozent. Laut
Siemens-Finanzchef Ralf Thomas wird die Finanzierung der Übernahme
"in erster Linie durch den Verkauf von Anteilen an börsennotierten
Unternehmen, einschließlich Siemens Healthineers ,
erfolgen". Die Healthineers-Papiere fielen um 4,4 Prozent.
DHL Group reagierten mit Abschlägen von ebenfalls 4,4
Prozent auf das US-Zollpaket. DHL-Chef Tobias Meyer rechnet mit
einer zunehmenden Komplexität des Welthandels: "Die Handelsrouten
werden sich verändern, und sie werden komplexer werden." Zu
möglichen Auswirkungen auf die Ergebnisse der DHL gab sich der
Manager zunächst abwartend./ajx/mis