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Börse Frankfurt-News: Anleihen: Vorerst Entspannung nach Treasury-Verkaufswelle

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Die US-Zollpolitik gibt weiter den Takt vor, zum Wochenende sieht es nach Entspannung aus. Die Sorgen um US-Staatsanleihen und den US-Dollar bleiben aber.

25. April 2025. Leichtes Aufatmen an den Kapitalmärkten aufgrund von versöhnlichen Tönen im Zollkonflikt. "Dass laut US-Präsident Trump in zwei bis drei Wochen niedrigere Zölle gegen China gelten werden, schürt Hoffnungen, dass der Scheitel der Zollwelle durchschritten ist", erklärt Anleihehändler Tim Oechsner von der Steubing AG.

Auf Deeskalation stehen auch die Zeichen im Konflikt von US-Präsident Trump und US-Notenbankchef Powell. Trump hatte zuvor erneut niedrige Leitzinsen und die Ablösung von Powell gefordert und damit große Unruhe ausgelöst. Wenig später ruderte er zurück. "Unterstützend dürften auch Stimmen aus der Fed gewesen sein, die sich im Falle einer Schwäche an den US-Arbeitsmärkten für Zinssenkungen ab Juni offen zeigten", ergänzt die Deutsche Bank.

Weg mit US-Anleihen

Arthur Brunner von der ICF Bank sieht zwar auch eine Beruhigung im Laufe der Woche, allerdings sei das nur eine Momentaufnahme. "Die Lage bleibt höchst fragil", bemerkt er. Der Anfang der Woche war Brunner zufolge erneut von hohen Abflüssen aus US-Staatsanleihen und generell auf US-Dollar lautenden Bonds geprägt.

Der Status der US-Staatsanleihen als "sicherer Hafen" ist nach der Verkündung der hohen Zollsätze ins Wanken geraten, wie Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann feststellt. Setze sich der Trend fort, befürchtet er schweren Folgen: "Verlören die US-Staatsanleihen ihre ?sicherer-Hafen?-Eigenschaft, wäre der Staat wohl überschuldet", erklärt er. Dann müsse rasch ganz heftig gespart werden. "Gelänge das aus politischen oder ökonomischen Gründen nicht, würde eine Haushaltskrise drohen - mit dramatisch negativen Folgen für die Kurse der US-Staatsanleihen und des US-Dollars."

Eurozone: Weiter mit Zinssenkungen

In der Eurozone sieht es bereits nach weiteren Zinssenkungen aus. Am Donnerstag vor Ostern hatte die EZB den Leitzins gesenkt - zum siebten Mal seit Mitte 2024. Diese Woche wurde die Erwartung auf weitere Zinssenkungen von der EZB-Präsidentin Lagarde gestützt, wie Oechsner feststellt: "Laut Christine Lagarde dürfte die Zollpolitik der US-Regierung sich eher dämpfend auf die Inflation in der Eurozone auswirken." Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen liegt am Freitagmorgen bei 2,47 Prozent und damit in etwa auf dem Niveau vor einer Woche.

Alternative australische Dollar-Bonds

Die Abgaben von US-Staatsanleihen betrafen Brunner zufolge beispielsweise im Juni fällige Bonds (). Bei der Steubing AG geht viel um in US-Treasuries mit Fälligkeit 2053 (). Dagegen sind Bonds in australischen Dollar gefragt, wie Brunner bemerkt, etwa von New South Wales ().

Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank meldet darüber hinaus wieder gute Nachfrage nach auf türkische Lira lautende Anleihen der European Bank for Reconstruction and Development EBRD. Die einen sind im Juni 2026 fällig und rentieren aktuell mit 41 Prozent (), die anderen 2029 mit 38 Prozent ().

Eon, Sixt und Porsche gefragt

Zugegriffen wird Daniel zufolge im Corporate-Bereich bei Anleihen von Eon mit Fälligkeit 2044 (), Sixt 2029 () und MTU Aero Engines 2031 (). Diese werfen zu aktuellem Kursen 4,05 Prozent, 2,69 Prozent und 3,32 Prozent ab. Oechsner von der Steubing AG meldet hohe Umsätze für Anleihen der Porsche Automobil Holding mit Fälligkeit 2028 und 2030 (, ), EnBW 2035 () und Hochtief 2030 () mit Renditen zwischen 2,90 und 3,47 Prozent. Viel um geht Oechsner zufolge auch in US-Dollar-Anleihen von John Deere ().

Laut Oechsner ebenfalls gefragt: die Hochzinsanleihe vom Finanzdienstleister 4Finance (). Sehr gut angenommen wurde laut Brunner zudem die Aufstockung der bis 2028 laufenden Deutsche Rohstoff-Anleihe mit Kupon von 7,5 Prozent (), mittlerweile um 104 Prozent gehandelt. Gesucht seien auch Bonds von GoCollective im nordischen Format ().

Wenig los ist hingegen am Neuemissionsmarkt, wie Brunner berichtet. "Wegen des Zollstreits und der Unruhe am Markt halten sich die Emittenten derzeit zurück."

Von Anna-Maria Borse, 25. April 2025, © Deutsche Börse

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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