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'Der Kunstmarkt hat die Finanzkrise nicht unbeschadet überstanden'
Börse Express: Wie geht es derzeit dem Kunstmarkt?
Edgar Quadt: Auch der Kunstmarkt hat die letzte Finanzkrise nicht ganz unbeschadet überstanden. Mit einiger Verzögerung sind die Preise besonders der zeitgenössischen Kunst (und das sind neben Malerei vor allem auch Fotografie, Skulpturen, Installationen, Zeichnungen, Videokunst) - sprich Kunst seit den 1950er Jahren - Ende 2008 kräftig gefallen, die Umsätze in den Auktionen gingen deutlich zurück. Aber schon Ende 2009 stiegen die Umsätze wieder und mit ihnen die Preise.
BE: Hat sich der Markt inzwischen wieder erholt?
Edgar Quadt: Seit dem Frühjahr 2010 werden - schneller als erwartet - wieder Rekordpreise für zeitgenössische Kunst und Klassische Moderne erzielt. Dem Kunstmarkt hat diese Baisse sehr gut getan. Er war in den Jahren davor regelrecht heissgelaufen. Es wurde zu viel spekuliert und es wurden aberwitzige Preise für junge, mitunter noch gar nicht etablierte Künstler gezahlt, besonders aber auch für eine handvoll gehypter Künstler wie Jeff Koons oder Damien Hirst. Solche Künstler wie auch so mancher Fotokünstler wie Andreas Gursky hatten nun Einbussen von bis zu 50 Prozent desMarktwerts hinzunehmen. Der Kunstmarkt zeigt sich nun wieder etwas geerdet, sprich konsolidiert, und gesünder. Das ist gut für das Vertrauen der Investoren, Sammler in den Markt.
BE: Worauf muss man als Investor, Sammler beim Kauf eines Kunstwerks achten?
Edgar Quadt: Kunst ist eine langfristige Anlage. Unter diesem Gesichtspunkt sollte auch darauf geachtet werden, woher das Kunstwerk stammt (Provenienz), sprich: wer waren die Vorbesitzer, lässt es sich gut konservieren oder wird esmöglicherweise eines Tages an Qualität verlieren (Fotografien verbleichen). Wichtig ist auch, die Preise zu vergleichen. (Auktionspreise sind imInternetmit Hilfe von Datenbanken wie artnet. com oder Artprice.com gut zu vergleichen.)
BE: Wie wird der Wert eines Werkes bestimmt? Aufgrund welcher Parameter entwickelt sich der Preis nach oben, wann nach unten?
Edgar Quadt: Provenienz, Qualität,Marktfrische (Kunstwerke, die alle Jahre wieder am Markt auftauchen, sind schnell "verbrannt"), kunsthistorische Relevanz (auch Schaffensperiode des Künstlers), Präsenz in wichtigen Sammlungen und Ausstellungen, Angebot/Nachfrage. So sind beispielsweise nur noch wenige gute Alte Meister im Umlauf, meist sind sie inMuseumssammlungen, also nicht mehr auf dem Markt. Das heisst, das Angebot ist begrenzt - deshalb das hohe Preisniveau. Ausserdem hängt der Preis auch von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ab. Dann natürlich vom Status des Künstlers: Hat der Künstler schon wichtige Ausstellungen gehabt, Preise erhalten, oder ist er vielleicht schon in wichtigen privaten Sammlungen vertreten?Wird er von guten Galerien vertreten oder kommt er frisch von der Akademie? Das sind alles Faktoren, die auf den Preis bestimmend einwirken. Das Wichtigste: Gefällt mir das Kunstwerk?
BE: Welche Kunstinvestments sind generell besonders lohnend?
Edgar Quadt: Man sollte in Qualität investieren. Künstler, die sich 30 bis 40 Jahre bewährt haben, sind eine bessere Anlage als künstlich und zu schnell gehypte. Ansonsten lohnt auch die Suche nach neuen Positionen, in denen man Potenzial vermutet. Um das Auge zu schulen, sind Streifzüge durch Ausstellungen, Messen und Akademien unabdingbar. Es finden sich am Markt auch immer wieder unterbewertete Künstler,Märkte und Kunstrichtungen. Ganz neu entdeckt wird gerade die zeitgenössische Kunst des Mittleren Ostens - arabische und persische Kunst. Zuvor war es junge chinesische und indische Kunst, die entdeckt wurde und am Markt eine beachtliche Preisentwicklung zeigte.
BE: Nochmal nachfragend, fahre ich als Anleger jetzt mit einem bekannten, teuren Monet (falls leistbar) besser? Oder doch mit einem kostengünstigen Werk eines jungen, noch unbekannten Malers?
Edgar Quadt: Werke von bekannten, etablierten Künstlern bergen für Anleger natürlich weniger Risiken als junge, noch unbekannte Namen. Generell kann man aber auch sagen: Je geringer die Risiken, desto kleiner die Renditechancen. Ein junger Künstler kann entdeckt werden und plötzlich ungeahnte Preissprünge erfahren, womöglich wird er aber auch nie reüssieren ... Wie überall, hängt auch hier viel von der Risikobereitschaft des Anlegers ab.
BE: Welche Renditen lassen sich denn mit Kunst erzielen?
Edgar Quadt: Das lässt sich nicht pauschal sagen. Mit Glück lässt sich der Marktwert vervielfachen. Hat man Pech, findet man keinen Käufer mehr. Dann bleibt einem aber immer noch das Kunstwerk selbst.
BE: An der Wertpapierbörse kann man auf Versorger, CEE, EMEA oder Rohstoffe setzen. Gibt es auch bei Kunstinvestments solche Spezialisierungen?
Edgar Quadt: Generell lässt sich Kunst nach Epochen (Alte Meister, Klassische Moderne, Impressionismus, Post-War, Contemporary Art) und Medium (s. o.: Malerei, Skulptur etc) kategorisieren. Ausserdem nach Kunstströmungen und -bewegungen (z. B. Abstract Expressionism, Informel, Junge Wilden, Leipziger Schule etc). Als Investmenttool sind die Kunstfonds zu erwähnen: Sie kaufen mit dem Geld von Investoren ein zuvor definiertes Portfolio an Kunstwerken. Wenn das Management gut vernetzt ist und ein attraktives Portfolio angestrebt wird, sind gute Renditen durchaus möglich. Für den Kunstfreund ist sicherlich der direkte Kunstkauf die bessere Option. Man spart sich die Performance-Gebühren/ Management Fees - und kann das erworbene Kunstwerk sein eigenes nennen.
BE: Wie steige ich am besten in den Kunstmarkt ein?
Edgar Quadt: Lesen, Hören und Sehen! Das Internet bietet viele Möglichkeiten, Informationen über Kunst, Ausstellungen und Galerien einzuholen und sämtliche Auktionspreise zu vergleichen. Auch Artinvestor veröffentlicht kompakte Marktanalysen und zeigt Trends auf. Neben unseren Artikeln bieten wir Infokästen mit Preisangaben, kommenden Ausstellungen, Galeriekontakten zu den jeweiligen Künstlern. Galerien besuchen, Kunst anschauen und mit Menschen sprechen, die etwas davon verstehen!
BE: Die wenigsten Leser von uns werden bislang in Kunst investiert sein. Wie würden Sie den einen oder anderen von der breiten Masse abschliessend davon überzeugen, einen Teil seines Geldes nicht "nur" in Aktien, Fonds oder Bonds, sondern auch in Kunst zu veranlagen?
Edgar Quadt: Kunst ist langfristig wertstabil und rentabler (das zeigen diverse Grafiken). Sie bildet, eröffnet neue Perspektiven und macht täglich Freude.
Das Interview führte Daniel Hoffmann
Edgar Quadt: Auch der Kunstmarkt hat die letzte Finanzkrise nicht ganz unbeschadet überstanden. Mit einiger Verzögerung sind die Preise besonders der zeitgenössischen Kunst (und das sind neben Malerei vor allem auch Fotografie, Skulpturen, Installationen, Zeichnungen, Videokunst) - sprich Kunst seit den 1950er Jahren - Ende 2008 kräftig gefallen, die Umsätze in den Auktionen gingen deutlich zurück. Aber schon Ende 2009 stiegen die Umsätze wieder und mit ihnen die Preise.
BE: Hat sich der Markt inzwischen wieder erholt?
Edgar Quadt: Seit dem Frühjahr 2010 werden - schneller als erwartet - wieder Rekordpreise für zeitgenössische Kunst und Klassische Moderne erzielt. Dem Kunstmarkt hat diese Baisse sehr gut getan. Er war in den Jahren davor regelrecht heissgelaufen. Es wurde zu viel spekuliert und es wurden aberwitzige Preise für junge, mitunter noch gar nicht etablierte Künstler gezahlt, besonders aber auch für eine handvoll gehypter Künstler wie Jeff Koons oder Damien Hirst. Solche Künstler wie auch so mancher Fotokünstler wie Andreas Gursky hatten nun Einbussen von bis zu 50 Prozent desMarktwerts hinzunehmen. Der Kunstmarkt zeigt sich nun wieder etwas geerdet, sprich konsolidiert, und gesünder. Das ist gut für das Vertrauen der Investoren, Sammler in den Markt.
BE: Worauf muss man als Investor, Sammler beim Kauf eines Kunstwerks achten?
Edgar Quadt: Kunst ist eine langfristige Anlage. Unter diesem Gesichtspunkt sollte auch darauf geachtet werden, woher das Kunstwerk stammt (Provenienz), sprich: wer waren die Vorbesitzer, lässt es sich gut konservieren oder wird esmöglicherweise eines Tages an Qualität verlieren (Fotografien verbleichen). Wichtig ist auch, die Preise zu vergleichen. (Auktionspreise sind imInternetmit Hilfe von Datenbanken wie artnet. com oder Artprice.com gut zu vergleichen.)
BE: Wie wird der Wert eines Werkes bestimmt? Aufgrund welcher Parameter entwickelt sich der Preis nach oben, wann nach unten?
Edgar Quadt: Provenienz, Qualität,Marktfrische (Kunstwerke, die alle Jahre wieder am Markt auftauchen, sind schnell "verbrannt"), kunsthistorische Relevanz (auch Schaffensperiode des Künstlers), Präsenz in wichtigen Sammlungen und Ausstellungen, Angebot/Nachfrage. So sind beispielsweise nur noch wenige gute Alte Meister im Umlauf, meist sind sie inMuseumssammlungen, also nicht mehr auf dem Markt. Das heisst, das Angebot ist begrenzt - deshalb das hohe Preisniveau. Ausserdem hängt der Preis auch von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ab. Dann natürlich vom Status des Künstlers: Hat der Künstler schon wichtige Ausstellungen gehabt, Preise erhalten, oder ist er vielleicht schon in wichtigen privaten Sammlungen vertreten?Wird er von guten Galerien vertreten oder kommt er frisch von der Akademie? Das sind alles Faktoren, die auf den Preis bestimmend einwirken. Das Wichtigste: Gefällt mir das Kunstwerk?
BE: Welche Kunstinvestments sind generell besonders lohnend?
Edgar Quadt: Man sollte in Qualität investieren. Künstler, die sich 30 bis 40 Jahre bewährt haben, sind eine bessere Anlage als künstlich und zu schnell gehypte. Ansonsten lohnt auch die Suche nach neuen Positionen, in denen man Potenzial vermutet. Um das Auge zu schulen, sind Streifzüge durch Ausstellungen, Messen und Akademien unabdingbar. Es finden sich am Markt auch immer wieder unterbewertete Künstler,Märkte und Kunstrichtungen. Ganz neu entdeckt wird gerade die zeitgenössische Kunst des Mittleren Ostens - arabische und persische Kunst. Zuvor war es junge chinesische und indische Kunst, die entdeckt wurde und am Markt eine beachtliche Preisentwicklung zeigte.
BE: Nochmal nachfragend, fahre ich als Anleger jetzt mit einem bekannten, teuren Monet (falls leistbar) besser? Oder doch mit einem kostengünstigen Werk eines jungen, noch unbekannten Malers?
Edgar Quadt: Werke von bekannten, etablierten Künstlern bergen für Anleger natürlich weniger Risiken als junge, noch unbekannte Namen. Generell kann man aber auch sagen: Je geringer die Risiken, desto kleiner die Renditechancen. Ein junger Künstler kann entdeckt werden und plötzlich ungeahnte Preissprünge erfahren, womöglich wird er aber auch nie reüssieren ... Wie überall, hängt auch hier viel von der Risikobereitschaft des Anlegers ab.
BE: Welche Renditen lassen sich denn mit Kunst erzielen?
Edgar Quadt: Das lässt sich nicht pauschal sagen. Mit Glück lässt sich der Marktwert vervielfachen. Hat man Pech, findet man keinen Käufer mehr. Dann bleibt einem aber immer noch das Kunstwerk selbst.
BE: An der Wertpapierbörse kann man auf Versorger, CEE, EMEA oder Rohstoffe setzen. Gibt es auch bei Kunstinvestments solche Spezialisierungen?
Edgar Quadt: Generell lässt sich Kunst nach Epochen (Alte Meister, Klassische Moderne, Impressionismus, Post-War, Contemporary Art) und Medium (s. o.: Malerei, Skulptur etc) kategorisieren. Ausserdem nach Kunstströmungen und -bewegungen (z. B. Abstract Expressionism, Informel, Junge Wilden, Leipziger Schule etc). Als Investmenttool sind die Kunstfonds zu erwähnen: Sie kaufen mit dem Geld von Investoren ein zuvor definiertes Portfolio an Kunstwerken. Wenn das Management gut vernetzt ist und ein attraktives Portfolio angestrebt wird, sind gute Renditen durchaus möglich. Für den Kunstfreund ist sicherlich der direkte Kunstkauf die bessere Option. Man spart sich die Performance-Gebühren/ Management Fees - und kann das erworbene Kunstwerk sein eigenes nennen.
BE: Wie steige ich am besten in den Kunstmarkt ein?
Edgar Quadt: Lesen, Hören und Sehen! Das Internet bietet viele Möglichkeiten, Informationen über Kunst, Ausstellungen und Galerien einzuholen und sämtliche Auktionspreise zu vergleichen. Auch Artinvestor veröffentlicht kompakte Marktanalysen und zeigt Trends auf. Neben unseren Artikeln bieten wir Infokästen mit Preisangaben, kommenden Ausstellungen, Galeriekontakten zu den jeweiligen Künstlern. Galerien besuchen, Kunst anschauen und mit Menschen sprechen, die etwas davon verstehen!
BE: Die wenigsten Leser von uns werden bislang in Kunst investiert sein. Wie würden Sie den einen oder anderen von der breiten Masse abschliessend davon überzeugen, einen Teil seines Geldes nicht "nur" in Aktien, Fonds oder Bonds, sondern auch in Kunst zu veranlagen?
Edgar Quadt: Kunst ist langfristig wertstabil und rentabler (das zeigen diverse Grafiken). Sie bildet, eröffnet neue Perspektiven und macht täglich Freude.
Das Interview führte Daniel Hoffmann